Wieder alles auf Anfang
Nach dem feststehenden Abstieg steht der künftige Fußball-Drittligist 1. FC Magdeburg vor einem personellen Umbruch
Der 1. FC Magdeburg steht vor dem x-ten Neuanfang. Viele Leistungsträger inklusive Trainer Michael Oenning stehen ohne Drittliga-Vertrag da. Gebunden sind nur 14 Spieler, darunter zwei aus der eigenen Jugend. „Wir werden die Saison vernünftig zu Ende spielen und uns dann neu aufstellen“, kündigte Mario Kallnik nach dem 0:3 bei Union Berlin und dem damit verbundenen Zweitliga-Aus an. Einen sofortigen Wiederaufstieg schließt er fast aus. „Wir müssen uns erstmal in der dritten Liga etablieren. In den nächsten ein bis drei Jahren wollen wir wieder in die zweite Liga zurückzukehren“, betonte Kallnik.
Beim Team herrschte große Leere. Die Spieler saßen verzweifelt auf dem Rasen und waren untröstlich, Kapitän Christian Beck hatte Tränen in den Augen. Den Abstieg habe man nicht in Köpenick verspielt, „wir haben viele Punkte liegen gelassen in den letzten Wochen“, konstatierte Beck, dessen Laufbahn beim FC Rot-Weiß Erfurt begann. Der Thüringer will jetzt wenigstens ein versöhnlichen Saisonabschluss, bevor schon am 19. Juli die dritte Liga startet. „Wir wollen die Saison nicht als Letzter beenden“, bekräftigte der Stürmer. Ausgerechnet gegen Zweitliga-Meister 1. FC Köln will der heimschwache FCM siegen. Das sei man den Fans schuldig, meinte Beck.
Dass teilweise vermummte FCM-Anhänger in Berlin zum wiederholtem Mal für Ausschreitungen inklusive Pyrotechnik bis hin zur Spielunterbrechung in der 80. Minute sorgten – es wird vom Verein zunächst mal nur mit Distanz registriert und zurückhaltend kommentiert. „Ich habe nur gesehen, dass beide Fanlager gegen die Plexiglasscheiben gedroschen haben, ich kann das nicht bewerten“, sagte Kallnik. „Was ich wahrgenommen habe, ist auf jeden Fall, dass die Fans des 1. FC Magdeburg nicht versucht haben, den Platz zu stürmen oder Krawall zu machen, das Spiel mutwillig zu unterbrechen.“
Den Neustart in der dritten Liga plant Kallnik mit einem Etat von 10,1 Millionen Euro. Bislang standen mindestens 16,5 Millionen Euro zur Verfügung. Viel Spielraum für die Komplettierung des Kaders bleibt da nicht. Bei Leistungsträgern wie Philip Türpitz oder Dennis Erdmann laufen die Verträge aus. Ein Verbleib von Routinier Jan Kirchhoff oder dem georgischen Nationaltorhüter Giorgi Loria, die beide erst in der Winterpause geholt worden war, ist fraglich. Ob Tobias Müller und Marius Bülter den Schritt nach unten mitgehen werden – ebenfalls unklar. Fest steht bereits der Abgang von Christopher Handke. Der Bad Frankenhäuser wechselt zum neuen Ligakonkurrenten FSV Zwickau.
Offen ist auch die Zukunft von Oenning, dessen Vertrag nur bis Saisonende gilt. „Ich werde gegen den 1. FC Köln auf der Bank sitzen“, erklärte der Fußball-Lehrer. Für mehr sei nicht der richtige Moment. Auch Kallnik sieht da keine Eile. „Das ist jetzt der falsche Zeitpunkt“, meinte er. Es könnte eine Fehleinschätzung sein. Denn bereits Anfang/Mitte Juni müsste die Saisonvorbereitung starten. (dpa)
Thüringer Handke wechselt nach Zwickau