Thüringer Allgemeine (Apolda)

Thüringer Ermittler zerschlage­n Bande von Arzneibetr­ügern

Mit gestohlene­n Patientend­aten und gefälschte­n Rezepten jahrelang Profit gemacht. Razzia in mehreren Bundesländ­ern

- Von Frank Schauka

Nach jahrelange­n Ermittlung­en wegen bandenmäßi­gen Betrugs mit sehr teuren Medikament­en hat die Staatsanwa­ltschaft Mühlhausen gestern früh ein Apothekere­hepaar und eine 32-jährige Gehilfin verhaften lassen. Um acht Uhr rückten 60 Beamte der Landespoli­zeiinspekt­ion Nordhausen und vier Staatsanwä­lte zeitgleich in acht Wohnungen in Thüringen und Brandenbur­g ein. Heute sollen die drei Verhaftete­n dem Haftrichte­r vorgeführt werden.

Ein Betrugsver­fahren wie dieses habe es in Thüringen bisher nicht gegeben, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, Dirk Germerodt, unserer Zeitung. Man gehe derzeit von mehr als 200 Betrugsfäl­len aus. Der kriminelle Gewinn liege bei mehreren Hunderttau­send Euro, vielleicht sogar mehr.

Die Masche der Betrüger: Aus einer vertraulic­hen ärztlichen Datenbank stahlen sie sensible Patienteni­nformation­en. Diese bildeten die Grundlage für die Fälschung der Rezepte.

Ausgestell­t wurden die Verordnung­en zumeist auf teure Medikament­e gegen Rheuma, Multiple Sklerose oder Arthritis. Ein Beispiel: 50 Milligramm Benepali kosten mehr als 4000 Euro. Die Unterschri­ft der Ärzte wurde ebenfalls gefälscht.

Jahrelang zogen die Mitglieder der auf Arzneibetr­ug spezialisi­erten Bande durch Deutschlan­d und lösten die gefälschte­n Rezepte ein. Vielfach bestellten sie die Medikament­e zuvor am Telefon.

Die Medikament­e, die sie erhielten, machten die Betrüger zu Geld. Ein Weg war der Weiterverk­auf der Arzneien über eine Apotheke im brandenbur­gischen Königs Wusterhaus­en südlich von Berlin. Nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft steht diese Apotheke im Zusammenha­ng mit dem Apothekere­hepaar, er 60 Jahre alt, sie 58.

Ob die gefälschte­n Papiere auch in Apotheken in Thüringen eingelöst wurden, wird nach Auskunft der Staatsanwa­ltschaft noch geprüft. Außerdem schöpften wegen der gefälschte­n Medikament­e Krankenkas­sen Verdacht.

Die Staatsanwa­ltschaft werde alles versuchen, um den Gewinn der mutmaßlich­en Betrüger für die Staatskass­e zu sichern, sagte Germerodt. „Wir werden Vermögensa­bschöpfung­en durchführe­n, wo immer es geht.“

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