Analytik Jena soll Schritt halten
Schweizer Gruppe Endress+Hauser will die Integration des Jenaer Unternehmens weiter vorantreiben
Rückblick ins Jahr 2013: Die Zukunft der Analytik Jena AG ist alles andere als sicher. Nicht zuletzt Schwierigkeiten beim Projektgeschäft mit der Tochtergesellschaft AJZ machten dem Spezialisten für die Entwicklung und Herstellung von Laboranalyse-Geräten immer wieder Probleme. Auch eine feindliche Übernahme ist möglich.
Doch es kommt anders. Endress+Hauser, ein um vielfaches größerer Hersteller von Prozessmesstechnik, hatte schon länger einen kleinen Anteil der Aktien des Jenaer Unternehmens gehalten und sollte ab 2013 kräftig aufstocken. Auch, weil die Chemie zwischen den beiden damaligen Chefs stimmte. Analytik-Jena-Gründer Klaus Berka und Klaus Endress, der heute noch immer den Verwaltungsrat des Unternehmens führt, hatten die Sache zügig angeschoben.
Ohne die Schweizer, da ist mancher Analytik-Mitarbeiter bis heute sicher, gäbe es den Standort Jena mit gut 500 Mitarbeitern heute nicht mehr. Auch, weil das Mutterunternehmen bis heute im Familienbesitz ist. Das gibt Sicherheit.
Etwa 10 Prozent mehr Umsatz erwirtschafteten die Schweizer, deren Hauptstandorte mit mehreren tausend Mitarbeitern im Dreiländereck bei Basel liegen, im Jahr 2019. Das erläuterte Vorstandschef Matthias Altendorf zur Bilanzmedienkonferenz am Dienstag. 2,45 Milliarden Euro Umsatz erreichte man demzufolge im Jahr 2018 mit dem Verkauf von Mess-Systemen.
Gut 100 Millionen Euro hat Analytik Jena zum Umsatz beigetragen, doch das Wachstum hält mit dem Mutterkonzern nicht Schritt: „Da müssen wir fragen, warum das so ist“, sagt Altendorf. Man werde weiter an Produkten und Vertrieb arbeiten und auch investieren, um den Jenaer Standort anzuschieben.
Derzeit arbeiten die Schweizer sehr stark daran, die Daten ihrer Messgeräte in Produktionsanlagen für ihre Kunden auch online verfügbar zu machen, oder die Wartung mit Hilfe von „mixed reality“zu erleichtern. Ein Wartungstechniker mit einer Datenbrille bekommt dann Handlungshinweise oder den schnellsten Weg zur nächsten Aufgabe eingeblendet. Die stärkere Vernetzung soll auch in der Laboranalyse angegangen werden, Messwerte leichter außerhalb des Labors abrufbar sein.
Die bei Analytik Jena angesiedelte Laboranalyse gehört nach den Worten von Verwaltungsratschef Klaus Endress zu den Zukunftsthemen des Konzerns. Vorstandschef Altendorf soll künftig mehr Zeit darauf verwenden, die Jenaer tiefer zu integrieren. „Daneben wird er daran arbeiten, dass Endress+Hauser nach innen und außen als ein Unternehmen auftritt, und sich verstärkt um die Verankerung unserer Firmenkultur kümmern“, sagte Endress. Dass man beim Vertrieb stärker zusammenarbeiten will, zeigt ein gemeinsames Projekt in Texas: Dort will man in einer Art Campus enger an amerikanische Kunden heran. Auch Analytik Jena soll vertreten sein, denn der Vertrieb für die anspruchsvollen Geräte ist nicht ganz leicht: „Wir brauchen für die Analytik-Jena-Produkte weltweit Labore, wo Kunden ihre Versuche ausprobieren können. Sie wollen wissen, ob die Produkte sie zum Erfolg bringen. Wir haben nun ein Labor in der Schweiz, eins in Deutschland, eins in China, eins in Thailand.“Die USA sollen folgen, immerhin war das Land für das Mutterunternehmen im vergangenen Jahr erstmals der größte Absatzmarkt. Auch die Jenaer sollen hier ihren Beitrag leisten und, wie das Mutterunternehmen, weiter wachsen.