Bayer in der Glyphosat-Falle
Laien-Jury in Kalifornien verurteilt US-Tochter Monsanto zu zwei Milliarden Dollar Schadenersatz für krebskrankes Ehepaar
Nach der dritten erstinstanzlichen Niederlage in US-Prozessen um die Krebsgefahr des Unkrautvernichters Glyphosat zählt die extrem hohe Strafe im Fall eines kalifornischen Ehepaares über zwei Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Euro) fast noch zu den geringeren Problemen für Bayer.
Im US-Justizwesen werden astronomische Summen, wie sie jetzt eine Geschworenen-Jury in Oakland verhängt hat, erfahrungsgemäß drastisch abgemildert oder aufgehoben. Immer drängender wird die Frage, ob sich Bayer mit der Übernahme des Glyphosat-Herstellers Monsanto verhoben haben könnte.
Die extrem hohe Summe besteht im Kern aus „punitive damages“: Strafzusatzzahlungen, die abschrecken sollen. Die eigentliche Wiedergutmachung für die Lymphdrüsenkrebserkrankungen, die Alva und Alberta Pilliod nach Meinung der Jury zu Recht auf den jahrelangen Gebrauch von Glyphosat zurückführen, beläuft sich auf 55 Millionen Dollar. Bayer zeigte sich in einer Stellungnahme „enttäuscht“und will das Urteil anfechten. Das Unternehmen bekundete Mitgefühl für die Kläger, betonte aber, dass die Pilliods „eine lange Historie von Vorerkrankungen“gehabt hätten. Eine kausale Verbindung zur Anwendung von Glyphosat sei nicht belegt worden.
Bayer wird nach Einschätzung von Prozessbeobachtern „weiter enorm leiden“, wenn die nächsten der über 13.000 anhängigen Produkthaftungsklagen in den USA den Klägern Gelegenheit geben, die Glaubwürdigkeit Bayers weiter in Zweifel zu ziehen.
Dass sie abnimmt, spiegelt der Börsenkurs wider – minus 40 Prozent seit Sommer 2018. Bayer hatte sich den kontrovers beleumundeten Monsanto-Konzern aus St. Louis/Missouri für 56 Milliarden Euro einverleibt. Heute ist Bayer noch 50 Milliarden Euro wert. (diha)