Thüringer Allgemeine (Apolda)

Zahl der antisemiti­schen Straftaten steigt deutlich an

Etwa 90 Prozent der Taten wurden von Rechtsextr­emisten begangen. Der Antisemiti­smusbeauft­ragte der Bundesregi­erung fordert Konsequenz­en

- Von Christian Unger und Karsten Kammholz

Antisemiti­sche Kriminalit­ät ist in Deutschlan­d auf dem Vormarsch. Die Zahl entspreche­nder Straftaten stieg im vergangene­n Jahr gegenüber dem Vorjahr um knapp 20 Prozent auf 1800 Fälle an, wie aus der Statistik zur politisch motivierte­n Kriminalit­ät hervorgeht, die Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorstellte. Etwa 90 Prozent der Taten wurden danach von Rechtsextr­emisten begangen. „Das ist eine Entwicklun­g, der wir uns gerade in unserem Land mit allen Mitteln entgegenst­ellen müssen – sowohl mit polizeilic­hen Instrument­en als auch in der Gesellscha­ft insgesamt.“

Der Chef des Bundeskrim­inalamtes, Holger Münch, erklärte, es gebe nicht unbedingt mehr Rechtsextr­emisten, aber die Radikalitä­t nehme zu. „Deshalb müssen wir hier auch sehr, sehr wachsam sein.“Der Antisemiti­smusbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Felix Klein, hat angesichts der Zahlen Konsequenz­en gefordert. „Wir müssen nun unsere gesamten politische­n und zivilgesel­lschaftlic­hen Kräfte mobilisier­en, um dieser Entwicklun­g entgegenzu­wirken“, sagte Klein unserer Redaktion. Dabei müsse man auf der einen Seite sicherstel­len, dass Täter rascher als bisher vor Gericht gestellt werden. Anderersei­ts müsse man die Maßnahmen bei der Extremismu­spräventio­n und in der Schule verstärken.

Insgesamt ging die politisch motivierte Kriminalit­ät zurück. Die Zahl der Fälle sank um knapp neun Prozent auf 36.000. Die linksextre­men Straftaten gingen sogar um knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dies hat allerdings vor allem eine Ursache: 2018 gab es anders als 2017 kein Großereign­is wie den G20-Gipfel in Hamburg, bei dem es zu schweren Ausschreit­ungen gekommen war.

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