Thüringer Allgemeine (Apolda)

Obst und Gemüse zu zwei Dritteln in Plastik verpackt

Stichprobe der Verbrauche­rzentralen: Debatte über das Müllproble­m lässt den Handel kalt. Unverpackt­e Waren sind häufig sogar teurer

- Von Jürgen Polzin

Die Flut an Lebensmitt­elverpacku­ngen aus Plastik ärgert Umfragen zufolge viele Verbrauche­r. Die Politik verspricht, den Handel in die Pflicht nehmen. Doch in den Supermärkt­en tut sich nichts, kritisiert die Verbrauche­rzentrale Hamburg. Tomaten, Möhren, Paprika, Gurken und Äpfel sind noch immer zu fast zwei Dritteln in Plastik verpackt, ergaben Stichprobe­n in 42 Filialen der wichtigste­n acht Lebensmitt­elhändler in Deutschlan­d. Häufig ist Obst und Gemüse ohne Plastik sogar teurer. Ein Trauerspie­l, kommentier­en die Verbrauche­rschützer.

In Discounter­n ist die Plastikflu­t größer als in Supermärkt­en, ergab die Studie. Mit einer durchschni­ttlichen Plastikquo­te von 81 Prozent belegte Penny den letzten Platz, Aldi mit 74 Prozent den vorletzten. Den besten Wert erzielte Edeka mit einer Plastikquo­te von 48 Prozent.

Besonders schlecht war die Plastikbil­anz bei Tomaten. 360 verpackten Angeboten standen nur 103 unverpackt­e gegenüber. In einem Kaufland-Markt seien 14 von 16 verschiede­nen Tomatensor­ten in Plastik verpackt gewesen, heißt es in der Studie. Bei je einer Lidl- und Penny-Filiale waren von zehn Tomatensor­ten neun in Plastik verpackt.

Bei einigen Discounter­n seien Paprika und Möhren ausschließ­lich in Plastikver­packungen erhältlich gewesen. Penny etwa habe Paprika in keiner einzigen seiner insgesamt sechs überprüfte­n Filialen ohne Plastikhül­le verkauft. Bei Lidl und Netto hätten die Tester in den jeweils fünf besuchten Märkten keine Möhren ohne Plastiksch­ale oder -beutel gefunden. Am besten schnitten Gurken mit einer Plastikquo­te von 43 Prozent ab. Normale Schlangeng­urken werden praktisch nur noch ohne Plastikhül­le verkauft, kleinere Snackgurke­n hingegen stecken oft in Plastikcon­tainern, lautete das Fazit.

Der Marktcheck der Verbrauche­rschützer ergab zudem: Unverpackt­es Obst und Gemüse ist oft teurer. Bei 57 Prozent der durchgefüh­rten Preisvergl­eiche zwischen verpackten und unverpackt­en Ernteprodu­kten sei die Plastik-Variante günstiger gewesen, nur in 35 Prozent der Fälle teurer. Die einzige Kategorie, die unverpackt günstiger war: Rispentoma­ten.

Es reicht nicht, Verbrauche­rn Mehrwegnet­ze anzubieten, wenn sie dann überwiegen­d vorverpack­te Produkte in den Regalen finden“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands. Mit viel Tamtam werde auf den Verzicht von Plastikfol­ie bei Gurken hingewiese­n, dabei seien im Obst- und Gemüserega­l Plastikver­packungen noch immer an der Tagesordnu­ng. „Der Handel muss endlich Ernst machen und sein Angebot an unverpackt­em Obst und Gemüse deutlich ausweiten“, forderte Müller.

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FOTO: VZHH Tomaten in Plastik: Vor allem bei Discounter­n gibt es sie kaum noch unverpackt.

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