Obst und Gemüse zu zwei Dritteln in Plastik verpackt
Stichprobe der Verbraucherzentralen: Debatte über das Müllproblem lässt den Handel kalt. Unverpackte Waren sind häufig sogar teurer
Die Flut an Lebensmittelverpackungen aus Plastik ärgert Umfragen zufolge viele Verbraucher. Die Politik verspricht, den Handel in die Pflicht nehmen. Doch in den Supermärkten tut sich nichts, kritisiert die Verbraucherzentrale Hamburg. Tomaten, Möhren, Paprika, Gurken und Äpfel sind noch immer zu fast zwei Dritteln in Plastik verpackt, ergaben Stichproben in 42 Filialen der wichtigsten acht Lebensmittelhändler in Deutschland. Häufig ist Obst und Gemüse ohne Plastik sogar teurer. Ein Trauerspiel, kommentieren die Verbraucherschützer.
In Discountern ist die Plastikflut größer als in Supermärkten, ergab die Studie. Mit einer durchschnittlichen Plastikquote von 81 Prozent belegte Penny den letzten Platz, Aldi mit 74 Prozent den vorletzten. Den besten Wert erzielte Edeka mit einer Plastikquote von 48 Prozent.
Besonders schlecht war die Plastikbilanz bei Tomaten. 360 verpackten Angeboten standen nur 103 unverpackte gegenüber. In einem Kaufland-Markt seien 14 von 16 verschiedenen Tomatensorten in Plastik verpackt gewesen, heißt es in der Studie. Bei je einer Lidl- und Penny-Filiale waren von zehn Tomatensorten neun in Plastik verpackt.
Bei einigen Discountern seien Paprika und Möhren ausschließlich in Plastikverpackungen erhältlich gewesen. Penny etwa habe Paprika in keiner einzigen seiner insgesamt sechs überprüften Filialen ohne Plastikhülle verkauft. Bei Lidl und Netto hätten die Tester in den jeweils fünf besuchten Märkten keine Möhren ohne Plastikschale oder -beutel gefunden. Am besten schnitten Gurken mit einer Plastikquote von 43 Prozent ab. Normale Schlangengurken werden praktisch nur noch ohne Plastikhülle verkauft, kleinere Snackgurken hingegen stecken oft in Plastikcontainern, lautete das Fazit.
Der Marktcheck der Verbraucherschützer ergab zudem: Unverpacktes Obst und Gemüse ist oft teurer. Bei 57 Prozent der durchgeführten Preisvergleiche zwischen verpackten und unverpackten Ernteprodukten sei die Plastik-Variante günstiger gewesen, nur in 35 Prozent der Fälle teurer. Die einzige Kategorie, die unverpackt günstiger war: Rispentomaten.
Es reicht nicht, Verbrauchern Mehrwegnetze anzubieten, wenn sie dann überwiegend vorverpackte Produkte in den Regalen finden“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Mit viel Tamtam werde auf den Verzicht von Plastikfolie bei Gurken hingewiesen, dabei seien im Obst- und Gemüseregal Plastikverpackungen noch immer an der Tagesordnung. „Der Handel muss endlich Ernst machen und sein Angebot an unverpacktem Obst und Gemüse deutlich ausweiten“, forderte Müller.