Der Laden als Daseinsvorsorge
Wer durch manches hübsch sanierte Städtchen geht, sieht die Leerstellen. Hier war mal eine Modeboutique, da ein Elektrogeschäft und an der Ecke die Bücherei. Jetzt befindet sich dort bestenfalls ein Büro oder eine Wohnung. Doch oft genug klebt nur ein Schild auf trübem Glas: „Zu vermieten“.
Vor allem auf dem Land kommt gerade alles zusammen. Niedrige Geburtenzahlen und jahrzehntelange Abwanderung haben Bevölkerung und Kundschaft schrumpfen lassen. Der rasant wachsende Online-Handel schmälert zunehmend den Umsatz der lokalen Geschäfte. Den Rest erledigen die großen Einkaufsmärkte, die fahrlässig auf der grünen Wiese genehmigt wurden.
Und dies sind nur die Städte. In vielen Dörfern gibt es inzwischen gar keinen Laden mehr, kein Lebensmittelgeschäft, keinen Bäcker und auch keine Fleischerei. Das schafft für jene, die kein Auto haben und auch sonst nicht so mobil sind, ein ernsthaftes Versorgungsproblem.
Das Ladensterben ordnet sich ein in das allgemeine Dilemma, dass der sogenannte demografische Wandel im ländlichen Raum mit zunehmender Geschwindigkeit erzeugt. Wenn nach der Arztpraxis, der Apotheke, der Sparkasse und der Gemeindeverwaltung auch noch der alte Konsum dicht macht, wird so etwas wie ein gesellschaftliches Leben verunmöglicht.
Jeder weiß inzwischen, dass es für dieses komplexe Problem keine einfachen oder gar eleganten Lösungen gibt. Ein Brötchenbus ersetzt keine Bäckerei, ein Bürgerladen keinen Supermarkt und ein Versandhandel kein Schuhgeschäft.
Am Ende wird der Staat, wie bei Praxen oder dem Nahverkehr, mehr Geld zuschießen müssen, um in verkürzten Einkaufsstraßen oder Versorgungszentren den stationären Handel zu ermöglichen. Auch das gehört zur Daseinsvorsorge.