Der etwas andere Wahlhelfer
38 Thesen, jeweils drei Antwortmöglichkeiten: Wie der Wahl-O-Mat seit 2002 die Bürger bei ihrer Entscheidung unterstützt
Wissen Sie schon, welche Partei Sie am 26. Mai ins Europäische Parlament wählen wollen? Nicht? Oder sind Sie noch unsicher? Dann könnten Sie ja für ein paar Minuten ins Internet gehen und 38 Thesen beantworten. Danach analysiert ein Algorithmus für Sie, wie stark Ihre Ansichten mit jenen von ausgewählter Parteien übereinstimmen.
Seit 17 Jahren gibt es ihn schon in Deutschland: den Wahl-O-Mat. Zur Bundestagswahl 2002 wurde die Idee, die aus den Niederlanden stammt, erstmals in der Bundesrepublik ausprobiert. Schon damals wurde der neue Service 3,6 Millionen Mal genutzt. Zur jüngsten Bundestagswahl 2017 stieg diese Zahl bereits auf 15,7 Millionen. Da der Wahl-O-Mat inzwischen längst auch bei Landtagsund Europawahlen angeboten wird, gab es bislang insgesamt sogar 71 Millionen Nutzer.
Die Thüringer Allgemeine gehört, so wie viele andere Zeitungen und Rundfunkstationen, auch, zu den Medienpartnern des diesjährigen Wahl-O-Mat zur Europawahl.
Das Verfahren hat sich in dieser Zeit eingespielt: Zuerst entwickeln Arbeitsgruppen, denen Jung- und Erstwähler angehören, Thesen zu verschiedenen Politikfeldern, die repräsentativ für zentrale Themen des Wahlkampfes stehen. Dabei werden sie von Wissenschaftlern beraten – und von Vertretern der Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung, die für den Wahl-O-Mat verantwortlich zeichnen.
Die erste der 38 Aussagen, die für die diesjährige Europawahl, ausgesucht wurde, lautet zum Beispiel: „Es sollen EU-weiter verbindliche Bürgerentscheide eingeführt werden.“Sie wurde mit den anderen Thesen an die 41 Parteien und Vereinigungen geschickt, die sich am 26. Mai für die 751 Sitze in Brüssel und Straßburg bewerben. Das Resultat: Für Bürgerentscheide bekennen sich etwa SPD, Grüne, Linke und Freie Wähler. Dagegen sind CDU und AfD, die FDP äußert sich unentschieden.
Der Prozess nötigt die Parteien zur Positionierung – oder zu ihrer Korrektur. So hatte die AfD der Forderung zugestimmt, dass Deutschland aus der EU austreten sollte, und dies so an die Bundeszentrale für Politische Bildung übermittelt. Einige Tage später änderte die Partei ihre Antwort auf „neutral“ab.
Nachdem die Parteien ihre Standpunkte festgelegt haben, sind die potenziellen Wähler dran. Die Bürgerin, der Bürger oder jeder andere Interessierte wird vom Wahl-O-Mat im Internet mit den 38 Aussagen konfrontiert. Sie können dann, so wie die Parteien zuvor, den angebotenen Aussagen zustimmen, nicht zustimmen oder „neutral“votieren, also sich enthalten.
Nachdem alles durchgeklickt ist, können noch bestimmte Thesen als besonders wichtig markiert werden.
Danach wird das Votum mit den Entscheidungen von bis zu acht, selbst ausgewählten Parteien abgeglichen.
Im Ergebnis zeigt der Wahl-OMat die Übereinstimmung mit der jeweiligen Partei in Prozent an. Dabei lehrt die Erfahrung, dass die Rangliste die Teilnehmer oft überrascht. Probieren Sie es doch einfach mal aus. . .