Thüringer Allgemeine (Apolda)

Auf den Energiemix kommt es an

Thüringen will klimaneutr­al werden – und könnte dieses Ziel unter anderem mit einem Forschungs­projekt erreichen

- Von Lisa Forster

Ein Thüringer Forschungs­projekt untersucht in den kommenden Jahren, wie die Energiever­sorgung des Landes klimaneutr­al gestaltet werden kann. Forscher der Technische­n Universitä­t Ilmenau wollen wissen, wie bei Stromverso­rgung und Verkehr möglichst kein Kohlendiox­id anfällt.

Es gehe darum, wie unterschie­dliche Erneuerbar­e-Energie-Sektoren kombiniert werden können, beschrieb der Direktor des Instituts für Energie-, Antriebs und Umweltsyst­emtechnik, Dirk Westermann, am Mittwoch in Erfurt das Forschungs­projekt. Es soll untersuche­n, wie die Strom-, Wärmeund Gasnetze und der Mobilitäts­sektor in Thüringen verbunden werden können, um Überschüss­e und Defizite aus den einzelnen Bereichen untereinan­der auszugleic­hen.

Als Beispiel nannte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) die sogenannte Power-toGas-Technologi­e. Dabei wird überschüss­iger Ökostrom etwa an windreiche­n Tagen in Gase wie Wasserstof­f oder Methan umgewandel­t und gespeicher­t, um bei Bedarf genutzt werden zu können.

Der Freistaat sei wegen seiner Strukturen besonders für ein solches Forschungs­projekt geeignet, sagte Ramelow. Die Energiever­sorgung in Thüringen liegt vollständi­g in kommunaler Hand und wird nicht durch Großkraftw­erke bereitgest­ellt. Zudem gibt es bereits Pump- und Gasspeiche­r, wie etwa Deutschlan­ds größtes Pumpspeich­erwerk im südthüring­ischen Goldisthal.

Solche Anlagen dienen als Stromspeic­her: Bei einem Überangebo­t an Strom wird Wasser von einem Unter- in ein Oberbecken gepumpt. Bei Bedarf im Stromnetz rauscht das Wasser durch Turbinen wieder nach unten und erzeugt so Strom.

Diese Technik würde bei der Energiewen­de unterschät­zt, sagte Ramelow. Als Verbundpar­tner ist beim Forschungs­projekt auch die Aachener TrianelGru­ppe dabei, die Investorin bei den 2018 gestoppten Plänen für ein neues Pumpspeich­erkraftwer­k im Thüringer Wald war. Es gehe aber nicht darum, eine neue Anlage zu bauen, sondern vorhandene Infrastruk­tur zu nutzen, sagte Trianel-Sprecher Torsten Bischoff.

Durch das Forschungs­projekt komme Thüringen seinem im Klimageset­z definierte­n Ziel näher, bis 2050 schrittwei­se bis zu 95 Prozent weniger klimaschäd­liche Treibhausg­ase zu produziere­n, lobte Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne).

Die im ersten Schritt erforschte­n Methoden zu einer Energiever­sorgung ohne CO2 sollen nach drei Jahren der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Ramelow sieht Thüringen dabei als Modellregi­on für Deutschlan­d. Projektlei­ter Westermann sagte: „Natürlich ist das keine Thüringer Lösung. Das ist eine Blaupause, die wir exportiere­n wollen.“(dpa)

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) und Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) stellten das Projekt gestern in Erfurt vor.

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