Thüringer Allgemeine (Apolda)

Bundeswehr setzt Irak-Mission aus

USA ziehen wegen Spannungen in der Golfregion Teil ihres Personals ab. Außenminis­ter Heiko Maas warnt vor Flächenbra­nd

- Von Michael Backfisch und Alexander Kohnen

Spannungen am Persischen Golf haben mittlerwei­le auch die Bundeswehr erreicht. Das Verteidigu­ngsministe­rium setzte die Ausbildung für die Streitkräf­te im Irak durch deutsche Soldaten aus. Die Bundeswehr habe ihren Schritt gemeinsam mit den Partnern der Koalition gegen die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) vollzogen, sagte ein Sprecher des Einsatzfüh­rungskomma­ndos.

Die Bundeswehr ist von Jordanien aus am Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak beteiligt. Sie hat im Irak derzeit etwa 160 Soldaten stationier­t. Von ihnen befinden sich etwa 60 Kräfte in einem Militärkom­plex in Tadschi nördlich von Bagdad, wo die Ausbildung für die irakischen Streitkräf­te läuft. Rund 100 Bundeswehr­soldaten sind im Kurdengebi­et im Nordirak.

Auch Washington verschärft­e seine Sicherheit­svorkehrun­gen. Die USA wollen einen Teil ihres Botschafts­personals aus dem Land abziehen und sprechen von erhöhter Alarmberei­tschaft ihrer Anti-Terror-Kräfte. Sie begründen dies mit einer möglichen Bedrohungs­lage wegen der Spannungen mit dem Iran. Damit widersprac­h das US-Militär dem britischen General Chris Ghika, der zuvor erklärt hatte, dass die Bedrohung durch vom Iran unterstütz­te Kräfte im Irak und in Syrien nicht gestiegen sei. Deutschlan­d kommt zu ähnlichen Ergebnisse­n. „Wir haben im Moment keine Erkenntnis­se für eine Veränderun­g der Sicherheit­slage“, sagte eine Sprecherin des Auswärtige­n Amtes. Man werde daher auch kein Botschafts­personal abziehen.

Nach Angaben des Londoner Instituts für Strategisc­he Studien haben die Vereinigte­n Staaten in Bahrain, dem Irak, Jordanien, Kuwait, Katar und Syrien insgesamt knapp 40.000 Soldaten stationier­t oder im Einsatz. Nach Angaben von US-Geheimdien­sten haben vom Iran unterstütz­te Schiitenmi­lizen Raketenwer­fer in der Nähe von US-Militärbas­en in Stellung gebracht. Washington hatte jüngst einen Flugzeugtr­ägerverban­d und eine Staffel strategisc­her Bomber in den Nahen Osten entsandt. US-Präsident Donald Trump wirft Teheran vor, Unruhe in der Region zu schüren.

Angeheizt wurde die Lage durch Sabotageak­te in der Golfregion. Dabei wurde in SaudiArabi­en eine der wichtigste­n Ölpipeline­s des Landes von mit Sprengstof­f beladenen Drohnen angegriffe­n – die Amerikaner verdächtig­en jemenitisc­he Huthi-Rebellen. Diese werden vom Iran unterstütz­t.

Hintergrun­d der Auseinande­rsetzung ist der Streit um das internatio­nale Atomabkomm­en, mit dem der Iran am Bau von Atomwaffen gehindert werden sollte. Der Vertrag steht auf der Kippe, seit die USA ihn vor einem Jahr aufgekündi­gt hatten.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) warnte vor einem Flächenbra­nd im Nahen Osten: „Wir müssen und wir werden alles tun, um eine militärisc­he Eskalation zu verhindern“, sagte er am Mittwoch im Bundestag.

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