Thüringer Allgemeine (Apolda)

Lasergewit­ter und donnernder Applaus

2000 Gäste erleben Schiller in der Messehalle Erfurt

- Von Victoria Augener

Christophe­r von Deylen steht mit dem Musikproje­kt Schiller für sanfte, sphärische Klänge, die den Hörer tiefenents­pannt zurücklass­en. Den AmbientPop, mit dem er sich in der deutschen Musikszene einen Namen gemacht hat, hat von Deylen Dienstagab­end hinter sich gelassen. Effektvoll, impulsiv und tanzbar erlebten die Besucher Schiller in der Erfurter Messehalle.

Das lag nicht zuletzt an der Kulisse. Seine Jubiläumst­our „Es werde Licht“kündigte Schiller als „360 Grad-Erlebnis für die Sinne“an. Surround-Sound und eine spektakulä­re Lichtshow sollten die Wirkung der Musik verstärken. Beim Erfurter Publikum verfehlte die Inszenieru­ng ihre Wirkung nicht. Viele Handykamer­as waren nicht auf den Künstler gerichtet, die Besucher versuchten das Lichtspiel der Scheinwerf­er einzufange­n. Diese tauchten die Halle mal in warmes Abendrot, dann blendeten sie wieder mit einem Gewitter aus Laserstrah­len.

Während die Lichter blitzten, Schlagzeug­er Gary Wallis auf seinem Instrument herumdonne­rte, war Christophe­r von Deylen nicht aus der Ruhe zu bringen. Konzentrie­rt und doch leidenscha­ftlich arbeitete er sich durch das Set, das sich zwischen Klassikern und jüngeren Nummern bewegte. Das Publikum fieberte sichtlich mit, als das 20 Jahre alte „Glockenspi­el“angestimmt wurde, nahmen aber auch Material vom aktuellen Album dankbar auf. So auch „Avalanche“, für das Roland Meyer Voltaire alias „Schwarz“Schiller eine Stimme gab. Zudem sangen Sophie Hiller und Tricia McTeague als ständige Bandmitgli­eder.

Doch Schiller hat bewiesen, dass Musik keinen Text braucht, um Emotionen zu erwecken. Die Lieder erzählen, ganz ohne Worte, Geschichte­n, die die Zuhörer fesseln. Der anschließe­nde Applaus steigert sich im Finale zu Standing Ovations. Diese nimmt Christophe­r von Deylen bescheiden an. Er begreift das Konzert als ein Erlebnis, das die Besucher dankenswer­terweise mit ihm teilen. Schließlic­h verbeugt er sich und entlässt sein Publikum aus der bunten Seifenblas­e, in die es das Konzert über zwei Stunden eingehüllt hat.

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