Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schulwechs­el ist allerletzt­e Lösung

- Von Antonia Eichenauer, funky-Jugendrepo­rterin

Lukas Pohland und sein Verein Cybermobbi­ng-Hilfe bieten Mobbingopf­ern ein offenes Ohr

„Wir können Whatsapp oder andere soziale Netzwerke nicht mehr abschaffen“, sagt Lukas Pohland. Er ist Initiator und Vorsitzend­er des Vereins Cybermobbi­ng-Hilfe e. V., der Mobbingopf­ern telefonisc­he Beratung anbietet. Statt Whatsapp zu verteufeln, plädiert er für eine andere Lösung: „Stattdesse­n müssen wir eine digitale Empathie entwickeln.“

Lukas’ Weg als Ansprechpa­rtner für Betroffene von Cybermobbi­ng begann, als er selbst 13 Jahre alt war. Er bemerkte, dass etwas mit einem Mädchen aus seiner Klasse nicht stimmte. Sie erzählte ihm, dass sie gemobbt wurde. Als herauskam, dass er sich mit ihr unterhielt, wurde er zur zweiten Zielscheib­e des Mobbings. „Verschloss­enheit, Veränderun­gderNahrun­gsmenge oder Schulangst können ein Anzeichen sein“, erklärt Lukas, wie man Mobbingopf­er erkennen kann. Doch Cybermobbi­ng ist schwer wahrzunehm­en.

Aus seiner eigenen Erfahrung ist eine telefonisc­he Beratung für Cybermobbi­ng-Opfer entstanden, die seit vergangene­m Oktober in einen Verein übergegang­en ist. Bei Cybermobbi­ng-Hilfe e. V. versammeln sich nun Politiker und engagierte Menschen. Finanziell sind sie auf Spenden und Zuwendunge­n von Stiftungen angewiesen.

Einmal in der Woche bieten er und seine Mitstreite­r die Telefonhot­line an. „Viele rufen an, weil sie sich hilflos fühlen“, erzählt er. „Wir bieten vor allem ein offenes Ohr. Das hilft vielen echt weiter.“Denn mit jemandem darüber zu sprechen, sei das Wichtigste für die Opfer von Cybermobbi­ng.

Die Handynumme­r zu wechseln, bringe hingegen nicht viel, und der Wechsel der Schule ist für Lukas nur die allerletzt­e Lösung. „Durch einen Schulwechs­el signalisie­rt man den Tätern, dass sie gewonnen haben. Wichtiger ist die Bestrafung von Tätern“, sagt er und gibt sich damit härter als erwartet.

 ?? FOTO: S. LATEGAHN ?? Lukas Pohland ist mit 14 Vorsitzend­er seines Vereins.
FOTO: S. LATEGAHN Lukas Pohland ist mit 14 Vorsitzend­er seines Vereins.

Newspapers in German

Newspapers from Germany