Schulwechsel ist allerletzte Lösung
Lukas Pohland und sein Verein Cybermobbing-Hilfe bieten Mobbingopfern ein offenes Ohr
„Wir können Whatsapp oder andere soziale Netzwerke nicht mehr abschaffen“, sagt Lukas Pohland. Er ist Initiator und Vorsitzender des Vereins Cybermobbing-Hilfe e. V., der Mobbingopfern telefonische Beratung anbietet. Statt Whatsapp zu verteufeln, plädiert er für eine andere Lösung: „Stattdessen müssen wir eine digitale Empathie entwickeln.“
Lukas’ Weg als Ansprechpartner für Betroffene von Cybermobbing begann, als er selbst 13 Jahre alt war. Er bemerkte, dass etwas mit einem Mädchen aus seiner Klasse nicht stimmte. Sie erzählte ihm, dass sie gemobbt wurde. Als herauskam, dass er sich mit ihr unterhielt, wurde er zur zweiten Zielscheibe des Mobbings. „Verschlossenheit, VeränderungderNahrungsmenge oder Schulangst können ein Anzeichen sein“, erklärt Lukas, wie man Mobbingopfer erkennen kann. Doch Cybermobbing ist schwer wahrzunehmen.
Aus seiner eigenen Erfahrung ist eine telefonische Beratung für Cybermobbing-Opfer entstanden, die seit vergangenem Oktober in einen Verein übergegangen ist. Bei Cybermobbing-Hilfe e. V. versammeln sich nun Politiker und engagierte Menschen. Finanziell sind sie auf Spenden und Zuwendungen von Stiftungen angewiesen.
Einmal in der Woche bieten er und seine Mitstreiter die Telefonhotline an. „Viele rufen an, weil sie sich hilflos fühlen“, erzählt er. „Wir bieten vor allem ein offenes Ohr. Das hilft vielen echt weiter.“Denn mit jemandem darüber zu sprechen, sei das Wichtigste für die Opfer von Cybermobbing.
Die Handynummer zu wechseln, bringe hingegen nicht viel, und der Wechsel der Schule ist für Lukas nur die allerletzte Lösung. „Durch einen Schulwechsel signalisiert man den Tätern, dass sie gewonnen haben. Wichtiger ist die Bestrafung von Tätern“, sagt er und gibt sich damit härter als erwartet.