Thüringer Allgemeine (Apolda)

Die unterschät­zte Gefahr

Obwohl sich Bluthochdr­uck gut behandeln lässt, wird er oft ignoriert. Mit tödlichen Folgen

- Von Ingo Glase

90.000 Menschen könnten bundesweit jedes Jahr gerettet werden, wenn deren Bluthochdr­uck rechtzeiti­g erkannt und behandelt werden würde, warnen Mediziner anlässlich des heutigen Welt-Hypertonie­Tages, der unter dem Motto „Kenn Deinen Druck“steht.

„Doch Blutdruck tut nicht weh“, erklärt Reinhard Fünfstück die Nachlässig­keit vieler Betroffene­r. Der Ärztliche Direktor des Sophien- und Hufeland-Klinikums Weimar ist zugleich Regionalbe­auftragter der Deutschen Hochdruckl­iga für Thüringen. „Die Folgen zu hohen Blutdrucks können Schlaganfa­ll, Herzinfark­t und Erblindung sein, aber Hypertonie ist auch die häufigste Ursache für chronische Niereninsu­ffizienz, also dafür, dass Patienten zur Dialyse müssen. Bluthochdr­uck ist die Todesursac­he Nummer eins in Deutschlan­d, die Früherkenn­ung und rechtzeiti­ge Behandlung ist daher überaus wichtig“, so Fünfstück.

Zwischen 120 und 130 mm Hg liegt der Blutdruck im optimalen Bereich, zwischen 130 und 139 über normal. „Alles über 140 ist absolut behandlung­spflichtig“, erklärt der Internist. Schätzunge­n zufolge haben allein in Deutschlan­d etwa 35 Millionen Menschen einen zu hohen Blutdruck, darunter auch Hunderttau­sende Kinder.

Genaue Zahlen gäbe es nicht, bedauert Fünfstück, „weil das Bundesmini­sterium für Gesundheit das Geld für solche Studien nicht mehr zahlt. Es ist unsere Forderung an die Politik, die Kosten dafür zu übernehmen. Die Politik muss uns dabei unterstütz­en. Wir brauchen diese Daten, um unsere Handlungss­trategien danach auszuricht­en“, so Fünfstück.

Mit gesunder Lebensweis­e und geeigneten Medikament­en könne man den Blutdruck gut einstellen, versichert der Mediziner aus Weimar.

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FOTO: HAUKE DITTRICH Regelmäßig­es Messen des Blutdrucks sollte für jeden zum Alltag gehören, fordern Ärzte.

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