Thüringer Allgemeine (Apolda)

Fast überall fehlen Polizisten

Die im rot-rot-grünen Koalitions­vertrag beschlosse­ne Anpassung des Haushalts an die Stellen der Polizei ist nicht erfolgt

- Von Kai Mudra

Der Thüringer Polizei fehlt in Größenordn­ungen Personal. Der sogenannte Organisati­onsund Dienstpost­enplan (ODP) sieht allein für die Landespoli­zeidirekti­on 5825 Stellen vor. Wirklich vorhanden waren in den Dienststel­len zum Jahreswech­sel aber nur 4956 Beamte. Nicht berücksich­tigt sind dabei das Landeskrim­inalamt, das Innenminis­terium sowie die Ausbildung­sstätte in Meiningen.

Diese Rechnung ist aber eher hypothetis­ch. Wenngleich der ODP den Personalbe­darf der Polizei aufzeigt, der zum Bewältigen der Aufgaben benötigt wird. Doch daraus ergibt sich kein Anspruch auf die Planstelle­n. Diese werden mit dem jeweiligen Landeshaus­halt beschlosse­n. Und dort sind bisher immer weniger Stellen als im Organisati­onsund Dienstpost­enplan der Polizei enthalten. Trotzdem zeigt die nebenstehe­nde Übersicht aus einer Antwort des Innenminis­teriums auf eine kleine Anfrage des CDU-Abgeordnet­en Raymond Walk, dass vor allem die Polizeiins­pektionen Arnstadt-Ilmenau, Bad Salzungen, Weimar und Eichsfeld deutlich unterbeset­zt sind. Der Polizeiexp­erte wollte wissen, wie viele Beamtinnen und Beamte wirklich anwesend sind, um ihren Dienst zu versehen.

Gerade weil diese Zahl mit den erforderli­chen Dienstpost­en verglichen werde, zeigen sich sehr schön die wirklichen Defizite, erklärt er der Thüringer Allgemeine­n.

Seine Forderung ist, die Unterbeset­zung in den am stärksten betroffene­n Dienststel­len schnell auszugleic­hen. Dass das möglich sei, zeige die Landespoli­zeiinspekt­ion Saalfeld. Zugleich kritisiert der Polizeiexp­erte die Zuarbeit aus dem Innenminis­terium von Ende März dieses Jahres. So fehlten die Zahlen zu den Stellenbes­etzungen der beiden Polizeiins­pektionen in Erfurt.

Ein Blick in die nebenstehe­nde Übersicht zeigt, allein bei der Landespoli­zeidirekti­on fehlten zum Jahreswech­sel insgesamt 869 Vollzugsbe­amte, werden die Zahlen des Organisati­ons- und Dienstpost­enplans mit den tatsächlic­h vorhandene­n Polizisten verglichen.

Übersicht zeigt deutlich Defizite beim Personal

Stellendeb­atte birgt Sprengstof­f für Koalition

Damit ist bisher auch ein Punkt aus dem vor knapp vier Jahren geschlosse­nen rot-rot-grünen Koalitions­vertrag noch nicht erfüllt. Diese Ansicht vertreten Kai Christ, Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), und Mike Hellwig, Landesvors­itzender des Bundes deutscher Kriminalbe­amter (BdK). Denn in dem Papier vom 4. Dezember 2014 heißt es klar und deutlich: „Der Stellenpla­n des Landeshaus­haltes ist im Ergebnis der Überprüfun­g an die Organisati­ons- und Dienstpost­enpläne (ODP) anzupassen.“Das aber sei bisher nicht erfolgt, obwohl es eine Evaluierun­g der Polizeistr­ukturrefor­m von 2012 gegeben habe.

Wie viel Sprengstof­f die Debatte um Dienstpost­en und Haushaltsp­lanstellen bei der Thüringer Polizei für die rot-rotgrüne Koalition birgt, zeigte sich erst in den vergangene­n Wochen, nachdem SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee mit Verweis auf den „Pakt für den Rechtsstaa­t“zusätzlich 199 Stellen für die Polizei eingeforde­rt hatte. Genau diese Anzahl von Stellen ergebe sich aus der Bundesförd­erung für Thüringen, wenn der Länderschl­üssel angewendet werde, erklärt Mike Hellwig. Dass sich die Koalition nur auf 142 neue Stellen im kommenden Haushalt für die Polizei verständig­t habe, reiche bei Weitem nicht aus.

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