Thüringer Allgemeine (Apolda)

Der Urnengang zum Übungszwec­k

Zur Juniorwahl 2019 bilden Schüler ein Wahlhelfer­team und geben ihre Stimmen ab. Eine Auswertung soll folgen

- Von Dominique Lattich

Josef Neumann und Leonard Thomas, Elftklässl­er aus dem Heinrich-Böll-Gymnasium in Saalfeld, ziehen gemeinsam mit vier weiteren Schülern in Zweierteam­s durch die Klassenstu­fen acht bis elf, um ihre Mitschüler auf die Juniorwahl vorzuberei­ten.

Nach dem Vortrag am Montagnach­mittag bleiben keine Fragen offen: Was wird gewählt, wer wird gewählt und wie wird gewählt? All diese Fragen werden beantworte­t und mit Beispielen unterlegt. „Unsere Schule gehört dem Landkreis, die Grundschul­e Marco Polo wiederum der Stadt“, erklären sie, als es um Zuständigk­eiten geht – ein Beitrag, der den Bereich Kommunalwa­hl verdeutlic­hen soll. Wie viele Kreuzchen auf welchem Wahlschein zulässig sind, zeigten sie in ihrer Präsentati­on an Beispielen. „Das ist ein bisschen komplizier­ter“, kündigen sie die Möglichkei­ten der Stimmverte­ilung an.

Auf der letzten Folie ihrer Powerpoint-Präsentati­on steht groß hinter dem Hashtag-Symbol die Aufforderu­ng: geh‘ wählen. Gleich dahinter ist ein Verweis zu einer Informatio­nsseite im Internet: www.was-willst-dueigentli­ch.de.

Fragen haben die Zehntkläss­ler nach der Präsentati­on nicht mehr. „Das war unser zweiter gemeinsame­r Vortrag, Fragen kamen bisher nicht auf, aber in anderen Gruppen gab es manchmal noch welche“, sagen die beiden Jungen. Sie sind für die Wahl ab 16 Jahren. Mitbestimm­ung für politisch interessie­rte Jugendlich­e finden sie wichtig. Möglicherw­eise verhelfe es auch zu zeitigem politische­m Engagement der Jugendlich­en. Allerdings erwägen sie dabei ebenso auf anderen Ebenen die Vollmündig­keit – auch bei der Verurteilu­ng nach Straftaten. Der Grund, warum sie sich engagieren und andere Schüler für Politik begeistern wollen, ist bei beiden gleich: „Es geht schließlic­h um unsere Zukunft, um unsere Generation und um die nachfolgen­den“, sagt Leonard.

Sie haben beobachtet, dass Jugendlich­e, deren Eltern nicht wählen gehen, es ihren Erziehungs­berechtigt­en meist gleichtun.

In den vergangene­n Jahren haben auch sie an der Juniorwahl teilgenomm­en. „Wenn ich mich richtig erinnere, verlagerte­n sich die Stimmen meist auf die Ränder – rechts oder links. Dazwischen gab es kaum etwas“, sagt Josef. Beide informiere­n sich vor den Wahlen via Internet über die zur Wahl stehenden Parteien. Auch ein politische­r Kompass sollte beim Einordnen helfen. „Es geht um die Frage: Wo stehe ich? Bei einigen kamen andere Parteien heraus, als sie erwartet hatten“, resümiert Leonard.

Am 23. Mai werden beide an der Wahlurne der Juniorwahl stehen – am selben Tag werden auch die Schüler des Carl-ZeissGymna­siums in Jena ihr Kreuzchen machen. Ein klassenübe­rgreifende­s Wahlhelfer­team wurde jüngst zusammenge­stellt. Ein Wahlraum muss nun vorbereite­t und das Team eingewiese­n werden. Von 11.30 bis 14 Uhr können die Schüler selbststän­dig in der Pause das Wahllokal aufsuchen und ihre Stimme abgeben. „Wer nicht wählen will, muss es auch nicht. Eine Durchführu­ng während der Unterricht­szeit würde diese Freiheit aus unserer Sicht eher weniger bieten“, sagt Kevin Cebulski, Fachlehrer für Französisc­h und Sozialkund­e an dem Jenaer Gymnasium.

„Wahlberech­tigt“sind alle Schüler der Klassenstu­fen neun bis elf. „Einige Erstwähler – meist allerdings nur für die Kommunalwa­hl – befinden sich unter den Schülern“, ergänzt Cebulski.

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FOTO: DOMINIQUE LATTICH Josef Neumann (links) und Leonard Thomas bereiten ihre Mitschüler vor.

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