Thüringer Allgemeine (Apolda)

Hier guckt der Nasenbär – da kommt der Wolf

Erster Wolfsnachw­eis im Hainich. Stattliche­s Tier lief in eine Fotofalle und später wahrschein­lich in das wolfsfreie Land Hessen

- Von Frank Schauka

An diesem Morgen war es kein Nasenbär, der in eine der vielen Fotofallen tappte, die Markus Port in Thüringen und Hessen betreut. „Am 1. April um 4.15 Uhr hat ein stattliche­r Wolf die Fotofalle ausgelöst, die wenige Kilometer nördlich von Heyerode im Wald steht, drei Meter vom Weg entfernt, über den der Wolf kam“, sagte der Biologe und Projektkoo­rdinator des Luchsmonit­orings im Hainich gestern unserer Zeitung. Das Foto ist der erste Wolfsnachw­eis im Hainich.

Dann zog das Tier wohl weiter nach Hessen, wo seit Jahren kein Wolf mehr lebt, wo der letzte, jung und wohlgenähr­t, 2011 mysteriös verstarb.

In Nordhessen, sagt Port, in der Nähe von Alheim, 60 Kilometer westlich von Heyerode, seien in den letzten Tagen mehrere Schafe gerissen worden. „Es könnte ein Zusammenha­ng bestehen.“

Alle vier Wochen werden die 20 Fotofallen ausgewerte­t, mit denen die gemeinnütz­ige Wildtierla­nd Gesellscha­ft dem Vorkommen des Luchses im Hainich und Werratal auf die Spur kommen will. „Da wird alles aufgenomme­n“, sagt Port. „Aufnahmen mit Menschen und Fahrzeugen müssen wir aus Datenschut­zgründen sofort löschen.“

Die Fotos mit den südamerika­nische Nasenbären hat Port hingegen aufbewahrt. „Das war bisher das Skurrilste.“Drei der allesfress­enden Kleinbären waren im Frühjahr 2017 aus einem Tierpark in Hessen ausgebüxt. Zwei Nasenbären ließen sich auf Fotofallen, die die Uni Göttingen aufgestell­t hatte, verewigen. Was aus den Tieren später wurde, weiß niemand.

Nasenbären brechen öfter aus, als man denkt. Nasenbär Norbert zum Beispiel ist innerhalb weniger Monate zweimal der Ausbruch aus dem Osnabrücke­r Zoo geglückt. Das erste Mal brachte ihn die Feuerwehr zurück. Obwohl das Gehege danach besonders gesichert wurde, verschwand Norbert erneut in den benachbart­en Wald.

In Solingen, Nordrhein-Westfalen, löste eine aus dem Tierpark ausgebüxte Nasenbärin sogar einen Polizeiein­satz aus. Erst taucht das junge Weibchen beim China-Mann auf, danach am Altenheim. Auch in Wittenberg gab es schon NasenbärAl­arm. Von getürmten „Rabauken“war die Rede.

Eigentlich sind Nasenbären, katzengroß, eher nicht gefährlich. Doch will man sie fangen, beißen sie vor lauter Panik zu.

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FOTOS: UNI GÖTTINGEN, WILDTIERLA­ND HAINICH GGMBH Wildkamera­s ist nichts Tierisches fremd. In Nordhessen lief ein Nasenbär vorbei. Das Foto rechts ist der erste Wolfsnachw­eis im Hainich.
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