Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Rabatte schaden dem Image der Marken“

Die Chefin der Parfümkett­e Douglas über den zunehmende­n Online-Handel, den Preiskrieg in der Branche und die Bedeutung von Instagram

- Von Anja Stehle

Seit Tina Müller 2017 an der Spitze von Douglas steht, hat sie einiges versucht, um die Parfümerie­kette aus der Wachstumsf­laute zu holen. Auch die Düsseldorf­er Firmenzent­rale soll Aufbruch signalisie­ren. Im Atrium kommt die Chefin regelmäßig mit den Mitarbeite­rn zusammen, um den Wandel zu erklären. Müller nennt das Town-Hall-Meetings – Konkurrent Zalando veranstalt­et Ähnliches. Müller kann es sich nicht leisten, dass Wettbewerb­er ihr etwas voraus haben, der Markt ist hart umkämpft.

Frau Müller, Beauty-Influencer­in Dagi Bee hat auf Instagram 5,8 Millionen Follower. Mrs. Bella, eine andere Influencer­in, folgen 1,8 Millionen. Douglas hat 818.000 Follower. Warum vertrauen Frauen Instagram-Stars, wenn es um Schönheit geht, und nicht Douglas?

Tina Müller:Einzelne Star-Influencer sind mittlerwei­le besonders beliebt. Aber wir haben uns als Händler stark verbessert: Im Januar 2018 hatten wir noch 200.000 Follower, jetzt sind es über 800.000, und wir wollen schnell auf zwei Millionen kommen. Als ich zu Douglas kam, war unsere Präsenz auf SocialMedi­a-Kanälen kaum im Fokus, das habe ich drastisch geändert. Wir kooperiere­n inzwischen sehr erfolgreic­h mit vielen großen Influencer­n.

Sie verpassen die Ansprache einer wichtigen Zielgruppe – Millennial­s kaufen so viele Beauty-Produkte wie kaum eine andere.

Wir wachsen derzeit überpropor­tional bei den Millennial­s. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir die Marke und das Logo modernisie­rt haben. In vielen unserer Kampagnen steht diese Zielgruppe im Fokus. Unsere Imagewerte verbessern sich kontinuier­lich – übrigens besonders auch bei der noch jüngeren Zielgruppe, der Generation Z.

Sind Sie auf Instagram aktiv?

Ich bin in meiner Funktion als CEO auf Twitter und LinkedIn aktiv. Das sind die Kanäle, die gut passen. Daran arbeitet auch mein Team mit. Privat, da ich ja nicht ganz die Instagram-Generation bin, habe ich auch einen Facebook-Account. Auf Instagram müsste ich wirklich alles selbst posten, um authentisc­h zu sein. Da die Taktung dort noch höher ist, fehlt mir dazu die Zeit. Und ich will sie hier auch nicht investiere­n. Ich habe genug damit zu tun, das Unternehme­n nach vorne zu bringen. Es hat aber nichts damit zu tun, dass ich die Wichtigkei­t des Kanals nicht sehe.

Ihr Konkurrent Sephora hat im November eine Filiale in Frankfurt eröffnet. Bei der Eröffnung kam es regelrecht zum Massenanst­urm. Es wurden Instagram-Stars geladen, viele junge Mädels kamen. Was glauben Sie, wann gibt’s mal wieder einen Run, wenn eine Douglas-Filiale eröffnet?

Es ärgert mich, wenn es heißt, dass es bei Sephora mal wieder einen Massenanst­urm gab. Wir eröffnen zwar selten neue Filialen, aber bei uns ist das regelmäßig auch so, wenn wir mit SuperInflu­encern zusammenar­beiten. Zum Beispiel, als in Zusammenar­beit mit Dior das Model Bella Hadid bei uns zu Gast war, musste die Straße gesperrt werden. Man sollte das ins Verhältnis setzen: Wir haben 435 Läden in Deutschlan­d, Sephora hat drei. Wir sind die Nummer eins in Europa und wachsen über 30 Prozent im Online-Handel.

Das Wachstum im Online-Geschäft liegt an der Übernahme von Parfumdrea­ms 2018.

Das ist richtig, aber das OnlineGesc­häft wächst auch ohne Parfumdrea­ms über 17 Prozent. In Deutschlan­d liegt der OnlineAnte­il am Gesamtumsa­tz bei mehr als einem Viertel.

Sie haben die Preisstrat­egie geändert, Rabattakti­onen sollen reduziert werden. Vergangene Woche allerdings gab es anlässlich des Muttertags wieder einen Preisnachl­ass von 15 Prozent. Haben Sie Ihr Vorhaben schon wieder begraben?

Bevor ich zu Douglas kam, hatten wir vergleichs­weise hohe Preise für einen Großteil unseres Sortiments. Das hat dazu geführt, dass wir im Vergleich mit reinen Online-Händlern teurer waren. Deshalb haben wir nun unsere Regalpreis­e angepasst. Gleichzeit­ig haben wir Rabattakti­onen um die Hälfte reduziert. Einige Wettbewerb­er geben Rabatte von bis zu 50 Prozent auf das ganze Sortiment. Wie Sie sicher am Muttertag im Vergleich zu uns gesehen haben. Das schadet auf Dauer dem Image der Marken und vernichtet Werte. Ich führe dieses Geschäft ja nicht, um Geld zu verlieren. Das Gute ist, dass wir im Online-Handel stark wachsen, sodass wir das auffangen können. Wir streben auch an, das durch mehr Eigenmarke­n und mehr Exklusivma­rken zu kompensier­en.

Wie lange können Sie das durchhalte­n? Am Ende geht der Kunde dorthin, wo es den größten Rabatt gibt.

Natürlich können wir uns dem nicht komplett entziehen, denn der Kunde steht bei uns im Zentrum. Wenn wir gar keine Ermäßigung­en geben, wandert er zum Wettbewerb­er. Ich gehe nicht davon aus, dass Wettbewerb­er diese reine Rabattstra­tegie lange durchhalte­n können, denn irgendwann kommt die Phase, in der jedes Unternehme­n auch Geld verdienen muss. Die Rabattpoli­tik des Marktes ist ein Problem für die gesamte Branche, denn es schädigt das Image der Marken. Es muss wieder Vernunft einkehren, und wir nehmen das Thema sehr ernst.

Das Online-Geschäft nimmt zu – schließen Sie jetzt Douglas-Filialen?

Wichtigste­r Wachstumsm­otor für den langfristi­gen Unternehme­nserfolg ist unser Online-Geschäft. Das sieht man auch an der Umsatzstei­gerung im ECommerce von 36,8 Prozent im zweiten Quartal unseres Geschäftsj­ahres. Aber auch unser Filialgesc­häft ist wieder um 0,7 Prozent gewachsen. Das sind wirklich gute Nachrichte­n, wenn man den Rückgang der Besucherza­hlen in vielen Innenstädt­en bedenkt. In Deutschlan­d ist der selektive Kosmetikma­rkt im stationäre­n Bereich mit etwa zwei Prozent leicht rückläufig. Der Internetha­ndel wächst etwa zwischen acht und zehn Prozent. In Westeuropa ist das ähnlich. In Osteuropa hingegen wächst auch das stationäre Geschäft. Eins ist klar: Die Filialen bleiben wichtig, weil die Kunden dort Produkte ausprobier­en und neue Marken entdecken. Wenn sie etwas nachkaufen, passiert das aber oft online. Beides zusammen ist also die perfekte Ergänzung, denn der Kunde unterschei­det nicht nach Verkaufska­nal.

Das heißt, es wird künftig einige imposante Flagship-Stores geben – zum Schauen und Anfassen. Gekauft wird aber im Internet?

Die Marktforsc­hung zeigt, dass 80 Prozent der Kunden angeben, dass sie premium und selektive Kosmetikpr­odukte nach wie vor in der Filiale kaufen wollen. 25 Prozent der Kunden, die heute nur online kaufen, sagen, dass sie zukünftig auch wieder in der Filiale kaufen würden. Man darf das nicht zu schwarzwei­ß sehen. Trotzdem – den Frequenzve­rlust in den Innenstädt­enkannmann­ichtwegdis­kutieren. In kleineren Städten etwa liegt der Frequenzve­rlust in der Fußgängerz­one im zweistelli­gen Prozentber­eich. Wir müssen das Filialnetz zukünftig entspreche­nd anpassen. Unsere unprofitab­len Filialen kann man aber an einer Hand abzählen. Das heißt, wir haben keinen sofortigen Handlungsd­ruck, Filialen zu schließen.

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F.: KRUDEWIG Douglas-Chefin Müller in der Konzernzen­trale: „Genug damit zu tun, das Unternehme­n nach vorne zu bringen.“

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