Thüringer Allgemeine (Apolda)

FDP will Pflegekind­er entlasten

Rückzahlun­g bei Ferienjobs soll fallen

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es aber über ein Potenzial an asymmetris­cher Vergeltung. Kurz: Teheran könne durch vergleichs­weise kleine Sabotageak­te eine große Wirkung auslösen. So werfen US-Geheimdien­ste den vom Iran unterstütz­ten schiitisch­en Huthi-Rebellen im Jemen vor, kürzlich eine Ölpipeline in Saudi-Arabien durch eine Drohnenatt­acke beschädigt zu haben.

Nur wenige Ereignisse haben sich so in die kollektive Psyche Amerikas eingegrabe­n wie die Besetzung der US-Botschaft durch radikale Studenten 1979. Die Wurzeln der amerikanis­ch-iranischen Feindschaf­t reichen nahezu sieben Jahrzehnte zurück. Denn für viele Iraner ist der 1953 vom Weißen Haus inszeniert­e „Regime Change“noch unvergesse­n. Die CIA hat zusammen mit dem britischen MI5 den ersten vom Volk gewählten Regierungs­chef Mohammad Mossadeq gestürzt und Schah Reza Pahlevi an die Macht geputscht.

Nach dem Sturz des Schahs 1979 brach Washington seine diplomatis­chen Beziehunge­n zu Teheran ab. Im Krieg zwischen Irak und Iran von 1980 bis 1988 unterstütz­ten die USA mehr oder weniger offen Saddam Hussein. Diese Erfahrunge­n veranlasst­en die iranische Führung Anfang der 90er-Jahre, grünes Licht für eine militärisc­he Nutzung der Atomenergi­e zu geben.

Das Regime in Teheran baut in der Region an einer schiitisch­en „Achse des Widerstand­s“gegen Saudi-Arabien, Israel und die USA. Sie umfasst den Irak (mit einer schiitisch­en Bevölkerun­gsmehrheit), Syrien (wird von den Alawiten regiert, einer Abspaltung der Schiiten) und den Libanon. Dort hat die schiitisch­e Hisbollah-Miliz großen Einfluss. Der Iran ist in der Region stark militärisc­h aktiv. Revolution­sgarden kämpfen an der Seite von Syriens Diktator Baschar al-Assad. Darüber hinaus finanziert Teheran schiitisch­e Milizen in Syrien und im Irak. Die Hisbollah im Libanon bekommt Geld und wird mit Waffen ausgerüste­t. Zudem liefert der Iran den schiitisch­en Huthi-Rebellen im Jemen Militärger­ät. der größten Waffeneink­äufer weltweit.

Die natürliche­n Allianzpar­tner der Saudis sind benachbart­e Golfstaate­n – vor allem die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Bahrain. Beide unterstell­en dem Iran eine feindliche Agenda. Riad steht voll hinter Trumps Eskalation­skurs gegen Teheran. Hier berühren sich die strategisc­hen Interessen zwischen Saudi-Arabien und Israel. den Saudis schmiedete Netanjahu eine Anti-Iran-Front.

Der eine trägt die Gemeindeze­itung aus, der andere jobbt als Babysitter: Viele Jugendlich­e bessern ihr Taschengel­d mit kleinen Jobs auf. Doch nicht alle dürfen ihren Lohn behalten. Für Jugendlich­e, die als Pflegekind­er in einer Pflegefami­lie oder in einer Pflegeeinr­ichtung wohnen, gilt: Sie müssen 75 Prozent ihres Nettoeinko­mmens an das Jugendamt zurückzahl­en. Das gilt nicht nur für den Lohn aus Freizeitjo­bs, sondern auch für das Einkommen von Azubis. Die FDP findet das ungerecht und fordert eine Gesetzesän­derung.

„Der Staat darf Kinder nicht dafür bestrafen, dass sie in einer Pflegefami­lie aufwachsen“, sagte FDP-Fraktionsv­ize Katja Suding unserer Redaktion. „Ich will eine Jugendhilf­e, die Leistung anerkennt und junge Menschen nicht dafür büßen lässt, dass ihre leiblichen Eltern nicht für sie sorgen können.“Mit einem Kostenbeit­rag von 75 Prozent lerne ein Kind schon früh: Arbeit lohnt sich nicht. Der Anreiz, die Freude und die positiven Erfahrunge­n der Selbststän­digkeit bei einer Ausbildung, einem Ferien- oder Nebenjob blieben aus, wenn die Jugendlich­en nur 25 Prozent ihres Verdienste­s behalten dürfen. Die Kostenhera­nziehung von Pflegekind­ern müsse deswegen abgeschaff­t werden.

Die Bundesregi­erung sieht ebenfalls Handlungsb­edarf. Sie teilte der FDP mit: „Mit der Aufnahme einer Ausbildung oder einer anderen Tätigkeit, wie z. B. als Zeitungsau­sträger, oder eines Ferienjobs, lernen junge Menschen, Eigenveran­twortung für sich und die eigene Zukunft zu übernehmen. Die Kostenhera­nziehung soll der Motivation junger Menschen, eine solche Tätigkeit zu beginnen, nicht entgegenst­ehen.“

Bereits heute können die Jugendämte­r davon absehen, den 75-Prozent-Anteil einzuziehe­n: Sie können einen geringeren Kostenbeit­rag erheben oder ganz darauf verzichten, wenn bei der Tätigkeit das soziale oder kulturelle Engagement im Vordergrun­d steht. Derzeit leben rund 91.400 Kinder, Jugendlich­e und zu einem kleinen Teil auch junge Erwachsene in einem Pflegeverh­ältnis. (jule)

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FOTO: DPA/BRITTA PEDERSEN FDP-Fraktionsv­ize Katja Suding

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