Film zeigt die „Elenden“der Pariser Vorstädte
Lys Appell an Macron: „Hören Sie uns endlich zu!“
Mit einem eindringlichen Appell hat sich der französische Regisseur Ladj Ly an den Präsidenten Emmanuel Macron gewandt. „Hören Sie uns endlich zu!“, sagte der 41-Jährige am Donnerstag in Cannes und verwies damit auf die weiterhin angespannte Lage in Pariser Vororten. Er selbst sei dort aufgewachsen und lebe weiterhin in der Gegend. „Wir fühlen uns zur Seite gedrängt. Wir weisen immer wieder auf die Missstände hin, aber niemand hört uns zu.“
Zuvor hatte der Regisseur mit seinem erschreckenden Drama über die Zustände am Rande der französischen Gesellschaft den Wettbewerb beim Filmfest Cannes aufgemischt. „Les Misérables“spielt in einem Pariser Vorort, wo längst eigene Regeln gelten. Der Rechtsstaat hat kaum einen Einfluss, stattdessen regieren selbst ernannte Führer – jeder mit eigenen Interessen wie Drogenhandel oder der Verbreitung des Islam. Zugleich sind die Menschen Polizeiwillkür und -gewalt ausgesetzt. „Schauen Sie sich den Film an“, bat Ly den Präsidenten Macron. Schließlich zeige der die Realität. „Ich filme seit Jahren in meiner Nachbarschaft und halte fest, was passiert.“
Sein Werk „Les Misérables“ist zwar ein Spielfilm, Lys Debüt basiert aber auf wahren Begebenheiten.
„Dies ist ein Warnruf“, sagte der Regisseur. Seit den Aufständen in den Pariser Vororten vor mehr als zehn Jahren haben sich kaum etwas verändert. Gesundheitsversorgung und Situation an Schulen seien desaströs – das sei auch in Hinblick auf die nächste Generation beunruhigend. „Wir verlangen seit 20 Jahren, dass unsere Rechte anerkannt werden, und weisen daraufhin, dass wir Polizeigewalt ausgesetzt sind.“
Lys Film beginnt mit dem Polizisten Stéphane. Er ist gerade in die Gegend gezogen und hat seinen ersten Arbeitstag mit zwei erfahrenen Kollegen. Sie zeigen ihm das Viertel, er lernt die Missstände und Machtstrukturen kennen. Dann aber spitzt sich eine Situation mit Jugendlichen immer weiter zu und gerät schließlich außer Kontrolle. (dpa)