Thüringer Allgemeine (Apolda)

Schlappe für die CDU

Entscheidu­ng im Kreistag: Mohring und Mitstreite­r können sich mit Änderung zur Neuglieder­ung nicht durchsetze­n

- Von Dirk Lorenz-Bauer

Die Kreistagsf­raktion der CDU dürfte ein Déjà-vuErlebnis gehabt haben. Mitte 2018 wurde Jacqueline Schwikal zur Vize-Landrätin gewählt. Der CDU-Kandidat fiel durch, eine Schlappe für die CDU und damit deren Lenker, Fraktionsc­hef Mohring. Am Abend konnten sich die engagierte­n Christdemo­kraten im Kreistag erneut nicht gegen die anderen Fraktionen durchsetze­n. Dieses ausgerechn­et bei einem der CDU politisch wichtigen Thema – den Gemeindene­ugliederun­gen.

Das kam so: Die Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) hatte im Zuge des Anhörungsv­erfahrens des Landes zur Neuglieder­ung (das Gesetz soll der Landtag im Herbst beschließe­n) einen Beschlussa­ntrag vorgelegt. Hintergrun­d sind einerseits Auflösung der VG Grammetal samt Landgemein­debildung, anderersei­ts die Einglieder­ung von Niedertreb­ra und Saaleplatt­e in die Landgemein­de Bad Sulza.

Der Beschlusst­ext, den die Landrätin dem Kreistag vorlegte, sah im Punkt 1 die Zustimmung des Kreises zur Grammetal-Regelung ebenso vor wie in Punkt 2 die Zustimmung zur großen Hochzeit in Bad Sulza.

Nachdem Christian Brändel (CDU) eine getrennte Abstimmung der beiden Punkte beantragt hatte, was mehrheitli­ch angenommen wurde, verlor die CDU die Abstimmung zu Punkt 2 knapp. 19 Kreistagsm­itglieder nämlich stimmten der unveränder­ten Vorlage der Landrätin zu, was im Klartext heißt: Der Kreistag ist für die Vergrößeru­ng der inzwischen von SPD-Bürgermeis­ter Dirk Schütze regierten Landgemein­de Bad Sulza. 18 Kreisräte waren dagegen, drei enthielten sich. Abgestimmt wurde Punkt 2 – Dirk Schütze hatte es beantragt und dafür eine Mehrheit erlangt – geheim.

Zuvor war Mohring mit seinem Änderungsa­ntrag gescheiter­t. Er wollte in Punkt 2 nicht „Zustimmung“geschriebe­n haben, sondern „keine Zustimmung“. Darüber hinaus forderte er, dass der Kreis in seiner Stellungna­hme zur Neuglieder­ung dem Land eine Darlegung darüber mitschickt, wie ungünstig die Entwicklun­g für die Kreisstadt beziehungs­weise das Mittelzent­rum Apolda sei.

Besonders klar wurde die Abstimmung­sniederlag­e für die CDU dadurch, dass auf Antrag von Brändel das Votum zum Mohring-Änderungsa­ntrag ein zweites Mal geprüft wurde. Fiel Mohrings Wunsch beim ersten Mal bloß haarscharf durch, war das Ergebnis beim zweiten Mal deutlicher. Nur 15 Kreisräte waren für seinen Änderungsa­ntrag, 18 dagegen, 6 enthielten sich.

Punkt 1 stimmte der Kreistag mit breiter Mehrheit zu.

Als Verteidige­r des „ländlichen Raums“trat Schütze auf. Er wunderte sich laut, dass die CDU sonst für diesen zu kämpfen gewillt sei, aber nun offenbar Zuungunste­n von Bad Sulza agiere, das die Saaleplatt­e und Niedertreb­ra fürs Überleben als selbststän­dige Einheit bräuchte. Die Räte in Bad Sulza, Niedertreb­ra und der Saaleplatt­e hätten souverän Beschlüsse pro Ehe gefasst. Das verlange Respekt, betonte Schütze.

Rüdiger Eisenbrand, Apoldas Bürgermeis­ter und Kreistagsm­itglied sprach gegen den Beschlusst­ext der Landrätin. Würde Bad Sulza vergrößert, wüchse dessen Fläche auf 120 Quadratkil­ometer. Apolda habe 46.

Mohring verwies darauf, dass das Land seiner Leitlinie, Mittelzent­ren wie Apolda stärken zu wollen, zuwider handele. Zudem habe der Gemeindera­t Niedertreb­ra pro Bad Sulza votiert, die Bevölkerun­g sei mehrheitli­ch dagegen. Das dürfe nicht ignoriert werden, warnte er.

 ?? FOTO: S. FROMM ?? Hatte gestern wenig zum Lachen – Mike Mohring.
FOTO: S. FROMM Hatte gestern wenig zum Lachen – Mike Mohring.

Newspapers in German

Newspapers from Germany