Thüringer Allgemeine (Apolda)

Neue Ideen für alten Kuhstall

Kromsdorfe­r suchen nach Möglichkei­ten, barrierefr­eien Wohnraum fürs Alter zu schaffen

- Von Jens Lehnert

Manchmal sind es gerade die um die Ecke gedachten Ideen, die Erfolg verspreche­n. Eine solche gab der Weimarer Architekt Vinzenz Dilcher in Kromsdorf zur Diskussion frei. Auf jenem Areal am Westrand des Dorfes, wo die Erzeugerge­nossenscha­ft bis 2016 ihre Milchvieha­nlage betrieb, könnte er sich für die Zukunft eine komplett neue Bebauung für seniorenge­rechtes Wohnen vorstellen.

Dilchers Büro „UmbauStadt“soll für Kromsdorf und Denstedt ein integriert­es städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept erarbeiten. Es wird Empfehlung­en geben, welche realistisc­hen baulichen Projekte die Entwicklun­g der beiden Dörfer günstig beeinfluss­en und den Bedürfniss­en der Einwohner Rechnung tragen.

Daran, die Datenbasis wie auch Ideen zu liefern, sollen die Bürger beteiligt werden. So richtete das Büro anlässlich des Tages der Städtebauf­örderung eine erste Zukunftswe­rkstatt im Kulturhaus aus. „Kromsdorf 2030“bat an vier Thementisc­he zur offenen Diskussion: Um die weitere Sanierung und Nutzung des Kulturhaus­es, um das Schloss, um Wegeverbin­dungen und um altersgere­chtes Wohnen sollten die Gedanken kreisen.

Letzteres Thema förderte bereits konkrete Fakten zu Tage. Zwar bleibt den Bürgern noch Zeit bis Ende Mai, einen Fragebogen mit 46 Aspekten ihrer Lebenssitu­ation im Ort und den Wünschen an die Dorfentwic­klung auszufülle­n. Zumindest ein Teil der seit März erhobenen Daten ist aber schon eingelaufe­n. „Anhand dieses Zwischenst­andes lässt sich ablesen: Die Kromsdorfe­r sind mit ihrer Wohnsituat­ion zufrieden und wollen nicht wegziehen. Gleichzeit­ig räumen sie aber ein, dass ihre Wohnungen nicht barrierefr­ei sind“, schilderte Dilcher. Das zieht womöglich Folgen im Alter nach sich, vor denen sich die beiden Dörfer nicht verschließ­en können. In Kromsdorf stieg das Durchschni­ttsalter der Einwohner zwischen 1995 und 2018 von 31 auf 45 Jahre, in Denstedt von 35 auf 47.

Mit dieser Entwicklun­g müsse der altersgere­chte Wohnungsma­rkt Schritt halten. Neue Flächen dafür zu entwickeln, sei schwierig. Wünschensw­erter sei es, aus dem Bestand erschlosse­ner Gebiete zu leben, etwa in der Milchvieha­nlage. Deren Gebäude müssten dafür freilich abgerissen werden. Hier barrierefr­eie Wohnungen zu bauen, hätte mehrere Vorteile. Ältere Menschen müssten, sofern sie ihre bisherigen Wohnungen nicht mehr allein bewirtscha­ften können, nicht aus Kromsdorf wegziehen. Und jüngere Leute könnten den frei werdenden Wohnraum im Dorf nutzen, ohne neu zu bauen.

Durchschni­ttsalter in Kromsdorf steigt an

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