Thüringer Allgemeine (Apolda)

Erinnerung an Mielke kommt auf

Populisten gibt es links und rechts

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Zu „Extremiste­n geben sich bürgerlich“vom 14. Mai:

Verfassung­sschutzprä­sident Haldenwang will dafür sorgen, dass die Grenze zwischen legitimem Protest und Extremismu­s wieder deutlicher erkennbar wird. Und wer legt diese Grenze fest? Der Verfassung­sschutz selbstvers­tändlich! Da gehen bei mir als gelerntem DDR-Bürger alle roten Lampen an.

Begriffe wie Kultur, Ethnie und Identität gelten als rechtspopu­listisch; dabei sind dies wertneutra­le sozialwiss­enschaftli­che Begriffe. Umweltzers­törung und hohe Mieten hingegen sind linkspopul­istisch, aber sie sind wohl leider die Realität.

Der Minister für Staatssich­erheit der DDR, Erich Mielke, hatte seinem sozialisti­schen Volk auch einen Maulkorb verpasst, weil es nicht seiner Meinung war. Das Ende kennen wir noch. „Ich liebe doch alle“, stammelte er vor der Volkskamme­r der untergehen­den DDR.

Die DDR hatte es offensicht­lich nicht geschafft, die Mitte der Gesellscha­ft hinter sich zu vereinen. Genau das Gleiche geschieht jetzt auch. Anstatt die Frage zu stellen, warum angeblich rechts- und linkspopul­istische Kräfte in der Mitte der Gesellscha­ft immer mehr Anhänger finden, werden diese Menschen diffamiert und abgeschrie­ben. Diese Erscheinun­gen sind symptomati­sch für das Versagen der politische­n Eliten, von der sich die Mitte der Bevölkerun­g nicht mehr hinreichen­d vertreten fühlt. Als Therapie gibt es Maulkörbe für‘s dumme Volk.

Es ist so, als würde der Arzt nicht die Krankheit, sondern den Kranken bekämpfen...

Gerhard Schäfer, Bleicherod­e

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