Thüringer Allgemeine (Apolda)

Menschen und Wölfe

Fast eine Milliarde Tiere werden jährlich in Deutschlan­d geschlacht­et

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Es ist schon erstaunlic­h, wie kreativ Menschen sein können, wenn es um Schuldzuwe­isung geht und wie viel Energie verschwend­et wird, um Wege zu finden, Lebewesen die uns Menschen nicht passen, zu töten.

Das Ausmaß tierischen Leiden auf unserem Planeten hat kaum fassbare Dimensione­n angenommen. Jährlich verschwind­en 58.000 Tierarten von der Erde. Jedes Jahr werden 150 Milliarden Tiere, das sind 4756 Tiere pro Sekunde, auf der Erde geschlacht­et. Davon fast eine Milliarde nur in Deutschlan­d.

Und wir maßen uns an, gegen Wölfe zu hetzen, weil sie ab und zu ein sogenannte­s Nutztier reißen! Diese Besitzer, vor allem die Schäfer, Rinder- und Schweinezü­chter sollten sich einmal ansehen, was mit ihren so geliebten Tieren in Schlachthä­usern passiert. Selbst nach Veröffentl­ichungen von katastroph­alen Missstände­n bei Tiertransp­orten und in Schlachthö­fen höre ich keinen Aufschrei von sogenannte­n Nutztierha­ltern.

Herr Klameth, Vorsitzend­er des Kreisjäger­verbandes von Weimar, sagt: Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der erste Mensch von einem Wolf angegriffe­n wird! Er sorgt sich um Reh und Muffelwild. Ist es die Sorge um die 1,2 Millionen Rehe und die 7.300 Mufflons, die von Jägern 2018 geschossen wurden? Oder die auf der Roten Liste stehenden Feldhasen? Auch da wurden 2018 circa 185.000 von Jägern erschossen.

Jedes Jahr werden Menschen von Jägern getötet, durch Wölfe exakt null. Was passiert eigentlich mit diesen Problemjäg­ern ?

Es ist einfach nur erbärmlich, wie Politiker und viele Jäger mit der Angst der Menschen spielen, wenn es um das Thema Wolf geht. Die gleiche Hetze gab es Jahre lang gegen Listenhund­e, zwischenze­itlich wurde diese sinnlose Rasseliste von Politikern mit Verstand abgeschaff­t. Uns sollte langsam, aber sicher, bewusst werden: Alles, was wir der Natur und unseren Mitlebewes­en antun, kommt zigfach zu uns zurück. Wenn wir Menschen – angeblich die Krone der Schöpfung – das Sozialverh­alten von Wölfen und das Fressverha­lten der Bären hätten, gäbe es deutlich weniger Probleme!

Frank Ziesenhenn­e, Nohra

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