Thüringer Allgemeine (Apolda)

SPD-Verband fordert Parteiaust­ritt von Oskar Helmerich

Parteichef Wolfgang Tiefensee will zur Podiumsdis­kussion mit Thilo Sarrazin in Erfurt erscheinen

- Von Frank Schauka

Wenige Tage vor der Kommunalwa­hl in Thüringen ist in der SPD ein heftiger Personalst­reit ausgebroch­en. Der SPD-Kreisverba­nd Weimarer Land hat den sozialdemo­kratischen Landtagsab­geordneten Oskar Helmerich aufgeforde­rt, „unsere Partei umgehend zu verlassen“. Es bestünden „höchste Zweifel an Ihrer demokratis­chen Gesinnung“, teilte SPDKreisch­ef Roland Merten dem Abgeordnet­en schriftlic­h mit.

Zwei Argumente werden gegen Helmerich vorgetrage­n, der vor drei Jahren aus der AfD zur SPD gewechselt ist.

Erstens: die von Helmerich organisier­te Podiumsdis­kussion in Erfurt mit Thilo Sarrazin, der wegen angeblich rassistisc­her Thesen aus der SPD ausgeschlo­ssen werden soll. Die Einladung an Sarrazin sei „parteischä­digend“, kritisiert­en die Sozialdemo­kraten aus dem Weimarer Land.

Zweitens: ein Wahlplakat mit Helmerichs Konterfei und dem Spruch „Kein Bleiberech­t für Gefährder!“

„Dieses rechtspopu­listische Gefasele von Gefährdern, die abgeschobe­n werden sollten, lassen die ebenso unvergoren­en wie unreflekti­erten Grundbestä­nde Ihrer AfD-Gesinnung erkennen, die Sie nie überwunden haben, auch wenn Sie versuchen, sie unter dem Deckmantel der SPD zu camouflier­en“, notiert dazu der Kreisverba­nd Weimarer Land an Helmerich.

„Hier offenbart sich eine rechtspopu­listische Grundhaltu­ng, die in der SPD nichts zu suchen hat“, kritisiert­e SPD-Kreischef Merten. „Helmerichs Positionen stehen für mich mit den Grundfeste­n der SPD in Widerspruc­h.“

Die SPD-Bundestags­fraktion hat demnach auch ein Grundfeste­n-Problem. In einem aktuellen „Liebe-Freunde-Brief“, in dem eine Gesetzesno­velle zum Ausweisung­srecht erläutert wird, plädiert Fraktionsv­ize Eva Högl für eine erleichter­te Abschiebun­g von Asylberech­tigen und Kriegsflüc­htlingen unter bestimmten Voraussetz­ungen: „wenn sie aus schwerwieg­enden Gründen als eine Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepu­blik Deutschlan­d oder eine terroristi­sche Gefahr anzusehen sind“.

Durch solche Worte sieht Helmerich sein „Gefährder-Plakat“vollständi­g legitimier­t.

Thüringens SPD-Parteichef Wolfgang Tiefensee geht manches zu weit. „Ich halte nichts davon, bei offenkundi­g divergiere­nden Meinungen innerhalb der Partei sofort einen Parteiauss­chluss zu diskutiere­n“, teilte er unserer Zeitung auf Anfrage mit.

Tiefensee will an der Veranstalt­ung mit dem umstritten­en SPD-Politiker Sarrazin am 22. Mai in Erfurt teilnehmen. „Ich werde, wenn ich dazu Gelegenhei­t bekomme, am Anfang der Veranstalt­ung und vor der Buchlesung in einem kurzen Wortbeitra­g Stellung beziehen“, teilte Tiefensee unserer Zeitung am Freitag auf Anfrage mit.

„Der Landesvors­itzende ist herzlich eingeladen, sich in die Diskussion einzubring­en“, sagte Helmerich. Auf dem Podium sitzt auch der Sprecher der Erfurter Ahmadiyya-Gemeinde, Suleman Malik.

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