Jenaer Institut hilft der Polizei
Innovent Technologieentwicklung in Jena feiert 25. Jubiläum. Mitarbeiter forschen zu Magnetfeldern und Nanotechnologie
Mit großen Projektplänen feiert die Innovent Technologieentwicklung in Jena ihr 25-jähriges Jubiläum. Das außeruniversitäre Institut forscht mit 140 Mitarbeitern an Zukunftsthemen und will die Zusammenarbeit mit Vietnam ausbauen.
Thematisch ist die Einrichtung breit aufgestellt. Die Jenaer gelten als Spezialisten in der Beschichtung verschiedener Oberflächen, haben aber auch magnetooptische Verfahren entwickelt. Diese machen Magnetfelder sichtbar und finden unter anderem in der Forensik Anwendung. Sie helfen der Polizei dabei, weggeschliffene Fahrgestellnummern von gestohlenen Autos oder von Waffen wieder sichtbar zu machen. In der Spintronik, einem Forschungsgebiet der Nanoelektronik, züchten die Jenaer Kristalle, die Partner weltweit bei ihren Projekten einsetzen.
Das Innovent-Institut als Mitglied der Konrad-Zuse-Gemeinschaft muss ohne Grundfinanzierung auskommen, wirbt dafür fleißig Forschungsprojekte ein. In den vergangenen fünf Jahren hat es 112 vom Bund, elf vom Land und vier von der EU geförderte Projekte übernommen. „Hinzu kommen zwischen 200 und 300 Aufträge pro Jahr aus der mittelständischen Wirtschaft“, sagt Institutsdirektor Bernd Grünler.
Gut vorangeschritten sei die Internationalisierung. Besonders engen Kontakt pflegt Innovent mit Vietnam, um dort Lösungen für die Architektur zu entwickeln. „Unsere bekannten Klebstoffe sind dort wegen der klimatischen Bedingungen ungeeignet“, sagt Grünler. „Im dortigen Bauboom werden viele moderne Glaselemente benötigt.“Ziel sei, Kleber für besondere Glas-Metall-Verbindungen zu entwickeln. Zudem strebt Grünler einen Austausch mit vietnamesischen Wissenschaftlern an.
Auf heimischem Boden hat Innovent in die Infrastruktur investiert. Plante das Institut einst einen Neubau auf dem Grundstück im Gewerbegebiet JenaGöschwitz, hat die Einrichtung nun einen zweiten Standort im Jenaer Norden für 3,5 Millionen Euro gekauft.
Im ehemaligen Gebäude einer FirmafürTrafobauziehennicht nur die aus dem Institut ausgegründeten Unternehmen ein, sondern auch neue Labore. Die Thüringer Aufbaubank stellte eine Million Euro für eine neue Elektrochemie-Anlage bereit. Die Zahl von 3,5 Millionen Euro nennt Grünler, die in die Modernisierung des Institutssitzes in Göschwitz und in die Ausstattung flossen, teilweise unterstützt von Bund und Land.
Das größte Thema in den kommenden Jahren werde das Personal. „Der Wettbewerb um gute Köpfe in Jena nimmt zu“, sagt der Institutschef, der einen schleichenden Generationswechsel einläuten will. Jüngere Mitarbeiter rutschen nach und nach in die Bereichsleitung. Das Institut wolle auch eine kaufmännische Leitung einstellen, die darauf achten solle, Forschungsprojekte stärker in die Verwertung zu bringen. Zugleich betreut das Institut in Zusammenarbeit mit Hochschulen derzeit vier laufende Promotionen. Bei der Innovent-Gründung im Jahr 1994 war es vor allem darum gegangen, die bestehende Tradition der industrienahen Forschung in Jena zu wahren. Hans-Jürgen Tiller gründete mit weiteren Mitstreitern den Verein zur Förderung von Innovationen durch Forschung, Entwicklung und Technologietransfer. Der Professor hatte in der DDR ein Flammbeschichtungsverfahren entwickelt, das sich unter anderem zur Kunststoffverblendung von Goldimplantaten eignete. Die Friedrich-Schiller-Universität vermarktete es in den 1980er-Jahren an ein westdeutsches Unternehmen. Die Geräte, um die Technologie umzusetzen, wurden in Triebes bei Zeulenroda gebaut.
Damit schließt sich der Kreis zu einem neuen Vorhaben. Besondere Hoffnung setzen die Jenaer in das Programm „Wandel durch Innovation in der Region“, mit dem der Bund Innovationen in strukturschwache Regionen bringen möchte. Innovent führt das Konsortium Vogtlandpioniere, das erfolgreich beim Wettbewerb war. Nun besteht die Chance, als begünstigtes Projekt bis zu zwölf Millionen Euro an Fördergeld einzuwerben. Besonders in den Fokus rückt dabei das baukulturelle Erbe im Vogtland, das Innovent und die Projektpartner mit neuen Technologien zukunftsfest machen wollen – ein vollkommen neues Standbein für das Institut im 26. Jahr.
Patent aus DDR-Zeit legt die Grundlage