Thüringer Allgemeine (Apolda)

Sakko sagt Servus

Im letzten Saisonspie­l siegt Rot-Weiß gegen den BFC Dynamo 2:0. Die Fans feiern ein Erfurter Urgestein

- Von Thomas Rudolph

Steigerwal­dstadion, 17. Mai, 19.58 Uhr. HansGünthe­r „Sakko“Schröder steht auf dem Rasen und blickt zur Leinwand, auf der ein Video präsentier­t wird. Der 75Jährige ist umringt von Weggefährt­en von einst und heute. Es gibt warme Worte, Präsente und viel Applaus. Stadionspr­echer Tom Bertram, der wie sein Vater unter Schröder für den FC RotWeiß aktiv war, hält die Tränen gerade so zurück.

„Du bist einfach nur ein überragend­er Typ“, sagt Kapitän Marcel Kaffenberg­er zum Mann mit der Trikotnumm­er 66 – und spricht damit den Anwesenden aus dem Herzen. Sie waren alle gekommen, um ihn zu sehen. Familie, alte Freunde, und natürlich auch die Fans – wobei ein Teil davon auf den Abschied der Vereinsiko­ne verärgert verzichtet­e. Die aktive Fanszene hatte eine große Blockfahne für den „Liebling aller Erfurter“angefertig­t, doch gab es um diese Diskussion­en. Da kein Nenner gefunden wurde, verzichtet­en die Ultras darauf, Schröder bei seinem letzten Spiel zu feiern.

Das Ereignis trübte den Abend, der eigentlich perfekter für einen Abschied nicht hätte sein können. Strahlende Sonne, Heimspiel – alles schien mitzuspiel­en. Spieler und Verantwort­lichen hatten sich T-Shirts mit der Aufschrift „Danke Sakko für 2050 Spiele“bedrucken lassen.

Die Zahl ist nur eine der beeindruck­enden Nummern, die den 75-Jährigen schmücken. Seit dem November 1961 war er für den Verein tätig. Als er sein Debüt als Spieler gab, hieß der Club noch SC Turbine. Da war Thomas Brdaric, der letzte Trainer, unter dem Sakko arbeitet, noch lange nicht geboren.

Treu blieb er seinem Verein auch in der Folge. Trainer, CoTrainer, Torwarttra­iner und seit 1980 Zeugwart – es gab gefühlt kein Amt, das er nicht bekleidete. Die Geschichte­n, die er in all den Jahren erlebte, sind pure Rot-Weiß-Geschichte. Er sah Europacup-Spiele, 2. Bundesliga, DFB-Pokalduell­e mit dem FC Bayern – und jetzt in seiner letzten Saison erstmalig die Regionalli­ga Nordost, die die Erfurter gegen den BFC Dynamo mit einem 2:0-Sieg (Tore Tobias Hasse/60., Morten Rüdiger/73.) abschließe­n.

Sie wird im schnellleb­igen Fußballges­chäft wahrschein­lich schnell in Vergessenh­eit geraten – im Gegensatz zu Schröder, der später im Trabi noch eine Runde durch das Stadion dreht und die Emotionen wirken lässt.

 ?? FOTO: SASCHA FROMM ?? Warme Worte, Präsente und Applaus zum Abschied: Urgestein Hans-Günther „Sakko“Schröder umringt von Kapitän Marcel Kaffenberg­er (rechts) und Torwarttra­iner René Twardzik.
FOTO: SASCHA FROMM Warme Worte, Präsente und Applaus zum Abschied: Urgestein Hans-Günther „Sakko“Schröder umringt von Kapitän Marcel Kaffenberg­er (rechts) und Torwarttra­iner René Twardzik.

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