Das große Finale
Neben der Meisterschaft verspricht der Kampf um den vierten Champions-League-Platz in der Bundesliga Spannung
Endlich wieder Spannung bis zum Schluss: Bei Herausforderer Borussia Dortmund wächst stündlich die Hoffnung auf das Meister-Wunder, bei Bayern München die Angst vor einem zweiten „Finale-dahoam“-Desaster. Nachdem der Rekordmeister sechs Jahre in Folge die Bundesliga nach Belieben dominiert und für Langeweile gesorgt hatte, steht am Samstag erstmals seit 2009 wieder ein großer Titel-Showdown am letzten Spieltag an. „Alle freuen sich, aber der Druck, den man aushalten muss, ist schon gewaltig. Es hängt stark von der Dramaturgie ab, es ist alles möglich“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Doch nicht nur um die Meisterschaft wird ein Herzschlagfinale erwartet. Im Schatten des Meister-Showdowns geht es um das letzte zu vergebende 30-Millionen-Euro-Ticket: Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt kämpfen um den letzten Champions-League-Platz. Im Rennen um die Qualifikation für die Europa League, die Halbfinalist Frankfurt diese Saison allein an Prämien 12,84 Millionen Euro in die Kassen gespült hat, sind zudem noch der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim und Werder Bremen.
„Ich habe immer gesagt, dass ich mich mit der Champions League verabschieden will“, sagt Gladbachs Trainer Dieter Hecking wild entschlossen vor seinem Abschiedsspiel gegen Borussia Dortmund. Gegen den BVB mit dem früheren BorussenCoach Lucien Favre wollen die Fohlen mit aller Macht den vierten Platz erfolgreich verteidigen. „Wir werden in den letzten 90 Minuten alles raushauen – und die Saison dadurch vergolden“, sagt Jonas Hofmann im kicker.
Während die Gladbacher ihr Schicksal selbst in der Hand haben, müssen Leverkusen und Frankfurt punkten und auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen. Da der Sechste Frankfurt beim Tabellenführer und Titelverteidiger Bayern München vor einer hohen Hürde steht, hat Bayer bei Hertha BSC (alle 15.30 Uhr/ Sky) die vermeintlich leichtere Aufgabe. Sollten Dortmund und München gewinnen, würde der Werkself sogar ein Unentschieden reichen.
Da zudem die Tordifferenz der Gladbacher lediglich um zwei Treffer besser ist als die der punktgleichen Leverkusener, könnte ein entsprechend hoher Sieg der Werkself damit Bayer selbst bei einem Gladbacher Dreier zum Sprung auf Platz vier verhelfen.
„Das ist für uns das wichtigste Spiel des Jahres“, sagt Bayers neuer Star Kai Havertz.“Sein Kapitän Lars Bender spricht vor dem Spiel im Olympiastadion von einem „positiven Druck“und Torjäger Kevin Volland von einem „geilen Gefühl“. Schließlich habe man unter dem Werkskreuz als Tabellenneunter nach der Hinrunde die Königsklasse schon abgehakt.
„Im Januar war das noch nicht möglich. Jetzt ist das letzte Spiel, das Endspiel, da, und wir können darüber reden. Jetzt müssen wir den Willen haben, das auch zu schaffen“, sagt Bayer-Trainer Peter Bosz
Frankfurt hat seinerseits die Champions League erst in den vergangenen Wochen durch das 1:6-Debakel in Leverkusen und das 0:2 gegen den FSV Mainz 05 aus den Augen verloren. Im schlimmsten Fall können die Euro-Fighter vom Main sogar noch auf Platz acht durchgereicht werden und dann nach einer eigentlich grandiosen Saison mit leeren Händen dastehen.
Rein theoretisch hat auch der VfL Wolfsburg noch eine Chance auf Platz vier. Die Wölfe konzentrieren sich gegen den FC Augsburg mit ihrem früheren Coach Martin Schmidt auf die Verteidigung von Platz sieben, der in die Qualifikation zur Europa League führt. Auch Hoffenheim beim FSV Mainz 05 und Bremen gegen ChampionsLeague-Teilnehmer RB Leipzig träumen insgeheim noch von der Europa League. (sid)