Junges Team nach Umbruch mit neuen Stärken
Nach dem historischen WM-Start will die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft weiter punkten. Seider fällt aus
Ein paar Stühle wurden noch gerückt, die Trikots zurechtgezupft, schnell die Haare gestylt – dann blickten die deutschen Eishockeyspieler mit strahlendem Lächeln für das offizielle WM-Mannschaftsfoto in die Kamera. Leon Draisaitl und Co. gaben ein sehr gutes Bild ab: Elf Olympiahelden, vier NHLProfis und eine Menge hoffnungsvoller Talente haben 15 Monate nach der Silbersensation von Pyeongchang ein neues, spielstarkes Team gebildet.
„Nach Olympia ist der richtige Generationswechsel gekommen. Es sind Jungs von Bord gegangen, die viel Erfahrung hatten, die sehr abgeklärt waren. Das haben wir jetzt mit sehr viel Spielwitz und Geschwindigkeit ersetzt“, sagte Stürmer Patrick Hager: „Es ist schön, dass Qualität nachkommt.“
Der Umbruch nach dem größten Erfolg in der deutschen Eishockey-Geschichte geht schneller und glatter vonstatten als befürchtet. Nach dem besten WMStart seit 89 Jahren hat die Mannschaft um NHL-Star Draisaitl das Viertelfinale so gut wie sicher und den Geist von Pyeongchang wiederentdeckt. Gegen die Favoriten Kanada am Samstag und USA am Sonntag (beide 16.15 Uhr/Sport1) soll wie im Februar 2018 das eigentlich Unmögliche gelingen. „Wenn wir einen Sahnetag haben und alles zusammen passt...“, meinte Verteidiger Yannic Seidenberg.
Jeder weitere Punkt verbessert die Ausgangsposition für die K.o.-Runde – und vergrößert die Chance, das Viertelfinale zu überstehen und wieder um Medaillen zu spielen. „Wir wissen, dass wir noch Potenzial nach oben haben“, sagte Hager, bei Olympia bester deutscher Scorer, bei der WM in neuer Rolle bislang nur mit einem Assist, „wir sind voll im Rennen. Das macht natürlich Spaß.“
Die beiden Gegner am Wochenende, die eigentlich zu den heißesten Titelanwärtern zählten, haben noch nicht überzeugt. „Wir müssen genauso hungrig sein wie in den ersten Spielen“, forderte Kapitän Moritz Müller.
Viel Aufmerksamkeit erregte der 18-jährige Moritz Seider, der aus dem Erfurter Nachwuchs stammt. Der jüngste Verteidiger mit zwei WM-Toren seit 41 Jahren wird dem deutschen Team am Wochenende nach seinem brutalen Check in die Bande gegen die Slowakei aber fehlen.
„Er braucht ein paar Tage, bis er wieder fit ist“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm nach dem Training am Freitag, an dem Seider nicht teilnahm: „Da gehen wir kein Risiko ein. Wir reden über einen 18-Jährigen, der 20 Jahre Eishockey vor sich hat. Kein einzelnes Spiel ist so wichtig.“(sid)