Thüringer Allgemeine (Apolda)

Junges Team nach Umbruch mit neuen Stärken

Nach dem historisch­en WM-Start will die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft weiter punkten. Seider fällt aus

- Von Thomas Lipinski

Ein paar Stühle wurden noch gerückt, die Trikots zurechtgez­upft, schnell die Haare gestylt – dann blickten die deutschen Eishockeys­pieler mit strahlende­m Lächeln für das offizielle WM-Mannschaft­sfoto in die Kamera. Leon Draisaitl und Co. gaben ein sehr gutes Bild ab: Elf Olympiahel­den, vier NHLProfis und eine Menge hoffnungsv­oller Talente haben 15 Monate nach der Silbersens­ation von Pyeongchan­g ein neues, spielstark­es Team gebildet.

„Nach Olympia ist der richtige Generation­swechsel gekommen. Es sind Jungs von Bord gegangen, die viel Erfahrung hatten, die sehr abgeklärt waren. Das haben wir jetzt mit sehr viel Spielwitz und Geschwindi­gkeit ersetzt“, sagte Stürmer Patrick Hager: „Es ist schön, dass Qualität nachkommt.“

Der Umbruch nach dem größten Erfolg in der deutschen Eishockey-Geschichte geht schneller und glatter vonstatten als befürchtet. Nach dem besten WMStart seit 89 Jahren hat die Mannschaft um NHL-Star Draisaitl das Viertelfin­ale so gut wie sicher und den Geist von Pyeongchan­g wiederentd­eckt. Gegen die Favoriten Kanada am Samstag und USA am Sonntag (beide 16.15 Uhr/Sport1) soll wie im Februar 2018 das eigentlich Unmögliche gelingen. „Wenn wir einen Sahnetag haben und alles zusammen passt...“, meinte Verteidige­r Yannic Seidenberg.

Jeder weitere Punkt verbessert die Ausgangspo­sition für die K.o.-Runde – und vergrößert die Chance, das Viertelfin­ale zu überstehen und wieder um Medaillen zu spielen. „Wir wissen, dass wir noch Potenzial nach oben haben“, sagte Hager, bei Olympia bester deutscher Scorer, bei der WM in neuer Rolle bislang nur mit einem Assist, „wir sind voll im Rennen. Das macht natürlich Spaß.“

Die beiden Gegner am Wochenende, die eigentlich zu den heißesten Titelanwär­tern zählten, haben noch nicht überzeugt. „Wir müssen genauso hungrig sein wie in den ersten Spielen“, forderte Kapitän Moritz Müller.

Viel Aufmerksam­keit erregte der 18-jährige Moritz Seider, der aus dem Erfurter Nachwuchs stammt. Der jüngste Verteidige­r mit zwei WM-Toren seit 41 Jahren wird dem deutschen Team am Wochenende nach seinem brutalen Check in die Bande gegen die Slowakei aber fehlen.

„Er braucht ein paar Tage, bis er wieder fit ist“, sagte Bundestrai­ner Toni Söderholm nach dem Training am Freitag, an dem Seider nicht teilnahm: „Da gehen wir kein Risiko ein. Wir reden über einen 18-Jährigen, der 20 Jahre Eishockey vor sich hat. Kein einzelnes Spiel ist so wichtig.“(sid)

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