Thüringer Allgemeine (Apolda)

SPD-Streit um Helmerich eskaliert

Landrat fordert Landeschef auf, Meinungsfr­eiheit in Thüringer Partei zu ermögliche­n

- Von Martin Debes

Der SPD-interne Streit um den Landtagsab­geordneten Oskar Helmerich setzt sich fort. Der Nordhäuser Landrat Matthias Jendricke solidarisi­erte sich gestern erneut mit dem früheren AfD-Politiker.

„Es ist kein Skandal, was Helmerich macht“, sagte der Sozialdemo­krat Jendricke dieser Zeitung. „Es ist ein Skandal, wenn Meinungsäu­ßerungen mit Parteiauss­chluss bestraft werden sollen.“Er erwarte „eine klare Aussage“des Landesvors­itzenden Wolfgang Tiefensee, „dass Vielfalt und Meinungsfr­eiheit in der dieser SPD möglich“sei.

Helmerich plakatiert derzeit im Erfurter Kommunalwa­hlkampf die Forderung „Kein Bleiberech­t für Gefährder!“. Zuvor hatte er den früheren SPD-Politiker Thilo Sarrazin nach Erfurt zu einer Lesung eingeladen. Gegen den Buchautore­n läuft ein Parteiauss­chlussverf­ahren. sagte er. „Und zur Demokratie gehört, dass man unterschie­dliche Sichtweise­n aushält und streitig diskutiert.“

Jendricke bezeichnet­e zudem die Plakate als „völlig unproblema­tisch“. Matthias Jendricke, SPD-Landrat

Helmerich vertrete damit „Kernforder­ungen der SPD und der großen Koalition“in Berlin. „Sie können mich und jeden anderen Landrat fragen: Niemand will einen Gefährder bei sich im Landkreis haben. Jeder würde alles rechtlich Mögliche dafür tun, ihn loszuwerde­n.“

Juso-Landeschef Oleg Shevchenko wies die Kritik Jendrickes zurück. „Die SPD tritt für Menschenre­chte sein“, sagte er. „Das Plakat ist indiskutab­el und falsch.“Helmerich wolle sich nur auf Kosten der Partei profiliere­n. SPD-Landeschef Tiefensee, der sich gerade als Wirtschaft­sminister auf einer Delegation­sreise in Russland befindet, war gestern nicht für diese Zeitung zu erreichen.

Helmerich trat 2015 aus der AfD aus und wurde ein Jahr später in die SPD-Landtagsfr­aktion aufgenomme­n. Die rot-rot-grüne Koalition verfügt im Parlament nur über eine Ein-Stimmen-Mehrheit.

„Aus meinem Landkreis wurde ein Mehrfachtä­ter nach Afghanista­n zurückgesc­hickt – in Abstimmung mit der Landesregi­erung. “

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Ende vergangene­r Woche hatte der Kreisverba­nd Weimarer Land Helmerich aufgeforde­rt, aus der Partei auszutrete­n – was Landrat Jendricke empört. „Wir sind eine demokratis­che Partei“,

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