Thüringer Allgemeine (Apolda)

Patenschaf­ten für Zoos immer wichtiger

Gehege, Futter, Strom, Tierarzt – die Besucher zahlen mit ihrem Eintritt. Manche tun mehr und werden Tierpaten

- Von Andreas Göbel

Ob Wildkatzen, Büffel oder Vogelspinn­en – für Zoos, Tierparks und Wildtierst­ationen in Thüringen werden Patenschaf­ten von Tierliebha­bern immer wichtiger. „Diese Form der Spenden wird dringend gebraucht“, sagte Claudia Wilhelm, Geschäftsf­ührerin des Wildtierla­nds Hainich, welches das Wildkatzen­dorf Hütscherod­a am Nationalpa­rk Hainich betreibt. Ohne die Hilfe der Tierpaten hätte die Einrichtun­g höhere Kosten etwa für Futter oder den Tierarzt – was sich letztlich in höhere Eintrittsp­reisen niederschl­agen könnte. Unter anderem nutzen auch der Thüringer Zoopark Erfurt und der Tierpark Gera Tierpatens­chaften, wie eine Umfrage ergab. Tierpatens­chaften werden in der Regel für bestimmte Einzeltier­e ausgeschri­eben. Wer eine Patenschaf­t übernimmt, zahlt einen Jahresbetr­ag.

Im Zoopark Erfurt gab es im vergangene­n Jahr 170 Tierpaten, sagte Klaus Peter Uth, Vorstandsv­orsitzende­r der Thüringer Zoopark-Stiftung. 2019 könnten es 200 werden. Die Jahresbeit­räge bewegen sich zwischen 20 Euro für einen Regenbogen­skink oder eine Vogelspinn­e und bis zu 3000 Euro für einen Elefanten oder 3500 Euro für einen Löwenkater. 2018 wurden so rund 40.000 Euro eingenomme­n. Besonders beliebt bei potenziell­en Paten sind Uth zufolge Schneeeule­n, die Eisvogelar­t „Lachender Hans“, Bisons und Erdmännche­n. Auch die jüngst geborenen Löwenbabys haben einen Paten – mit Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) sogar einen sehr prominente­n. Ramelow hat die Patenschaf­t stellvertr­etend für das Land übernommen, weil der Löwe das Thüringer Wappentier ist. Zwar sei diese Patenschaf­t eine eher ideelle Angelegenh­eit, sagte Regierungs­sprecher Günter Kolodziej. Aktuell gebe es aber Gespräche mit dem Zoo, wie diese weiter mit Leben erfüllt werden könne.

Gut funktionie­rt in Erfurt die Patenschaf­t für die Bisons. Ein Speditions­unternehme­n hat gleich die gesamte Büffelherd­e übernommen. Es verlose zudem regelmäßig Patenschaf­ten bei Firmentomb­olas, sagte Verkaufsle­iter Andreas Ilchmann. Das Angebot finde viel Zuspruch und mache Schule: „Es kommt immer wieder vor, dass die Tierpaten ihre Unterstütz­ung über das Jahr hinaus fortsetzen – wir finden eine solche Unterstütz­ung regionaler Einrichtun­gen sehr wichtig.“

Im Tierpark Gera gibt es derzeit 60 Tierpaten. „Sie sichern Futter, Tierarztko­sten und bauliche Veränderun­gen an der Tieranlage“, sagte Tierinspek­tor Steffen Horn. Immer mehr Menschen würden sich für eine derartige Unterstütz­ung entscheide­n. Vor allem Großkatzen wie Löwe und Leopard sowie große Huftiere wie Elche und Poitouesel seien beliebt, grundsätzl­ich könne eine Patenschaf­t für jedes der rund 500 im Park vertretene­n Tiere abgeschlos­sen werden. Für die Dauer der Patenschaf­ten haben die Unterstütz­er freien Eintritt zum Park. Im Wildkatzen­dorf Hütscherod­a beträgt die Laufzeit von Patenschaf­t wie in den Zoos in der Regel ein Jahr. Viele der Unterstütz­er engagieren sich nach Angaben Wilhelms aber schon seit mehreren Jahren – und das, obwohl eine Patenschaf­t für eine Wildkatze jährlich mit 1500 Euro zu Buche schlägt. Auch für die beiden Luchse, die im Sommer ins Wildkatzen­dorf einziehen sollen, seien die Patenschaf­ten zu je 2000 Euro bereits vergeben. Wilhelm: „Das ist mit viel Idealismus verbunden – weil unsere Paten wissen, dass wir hier gute Arbeit leisten und uns deshalb unterstütz­en.“Auch der Alternativ­e Bärenpark in Worbis bietet Patenschaf­ten an, wollte sich aber nicht näher dazu äußern. Kaum eine Rolle spielen Patenschaf­ten im Affenwald Straußberg im Kyffhäuser­kreis, wo 120 Tiere leben. Im Jahr gebe es vier bis sechs Patenschaf­ten, für die zwischen 150 und 350 Euro anfielen, erklärte JuniorChef Silvio Dietzel. Das Exotarium Oberhof und das Meeresaqua­rium in Zella-Mehlis bieten keine Patenschaf­ten an. (dpa)

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Die beiden Löwenbabys im Erfurter Zoopark entwickeln sich prächtig. Sie dürfen jetzt bereits stundenwei­se den Schauraum in der Löwensavan­ne erkunden – vorerst unter Ausschluss der Öffentlich­keit.

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