Prozess um Menschenhandel und Missbrauch beginnt
Die Polizei sucht tagelang nach einer Mutter und ihren Zwillingsbabys. Es kommt ein bizarr klingender Fall ans Licht
Der Vermisstenfall beschäftigte Polizei, Medien und besorgte Bürger im vergangenen Herbst über Tage hinweg: Eine Zwillingsmutter verlässt mit ihren drei Monate alten Babys das Mutter-Kind-Heim, in dem sie in Schmalkalden gemeinsam leben, und kehrt nicht zurück. Zwei Wochen lang suchen Polizisten die Frau, veröffentlichen ein Foto von ihr und verfolgen Hinweise aus der Bevölkerung. Dann taucht sie mit ihren Kindern von selbst wieder auf. Der Frau und den Kinder gehe es gut, teilte die Polizei damals nach einer Untersuchung mit. Erst durch weitere Ermittlungen tat sich der Polizei ein Fall wie aus einem Psycho-Thriller auf. Nun muss sich ab diesem Dienstag ein Ehepaar unter anderem wegen des Vorwurfs des Menschenhandels in Tateinheit mit versuchter Entziehung Minderjähriger vor dem Landgericht Meiningen verantworten.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Ehepaar die Frau mit ihren Kindern zwei Wochen lang bei sich im Haus in der Nähe Meiningens durch Manipulation festgehalten hatte.
Unter dem Vorwand, dass sie Kindersachen hätten, sollen der heute 45-jährige Mann und seine 39 Jahre alte Ehefrau die Mutter zu sich gelockt haben. Sie sollen erreicht haben, dass sie die Ausgehzeit des Heims überzog, und ihr dann eingeredet haben, dass das Jugendamt ihr deshalb die Kinder wegnehmen werde. Mit dieser Drohkulisse brachte das Ehepaar die damals 31-Jährige dazu zu bleiben. Erst durch einen Vorwand sei es ihr schließlich gelungen, das Haus mit ihren Kindern zu verlassen.
Laut Anklage wollte das Paar die Zwillinge als ihren eigenen Nachwuchs ausgeben und großziehen. Die leibliche Mutter wollten sie nach Afrika schleusen. Sowohl die Angeklagten als auch die Mutter sind Deutsche. Damit enden die Vorwürfe gegen das Ehepaar aber nicht: Zudem legt die Staatsanwaltschaft dem Mann zur Last, seine 2011 und 2013 geborenen leiblichen Söhne in drei Fällen sexuell missbraucht zu haben. Die Ehefrau soll davon gewusst haben, aber nicht eingeschritten sein. Zudem habe das Paar die Söhne in drei Fällen jeweils für mehrere Stunden in eine Kiste gesperrt. (dpa)