„Ich wollte unbedingt Schauspielerin werden“
Für Helga Piur ist die TV-Rolle als Zahnarzthelferin „Häppchen“eine von vielen erfolgreichen in ihrer langen Karriere
Als Zahnarzthelferin Häppchen spielte sie sich in die Herzen des DDR-Fernsehpublikums, war in „Die Novizinnen“die (ost-)deutsche Stimme von Brigitte Bardot und schaffte vor dem Mauerfall den Sprung ins West-Fernsehen. Helga Piur hat rund 300 Rollen gespielt – auf der Theaterbühne, auf der Leinwand und vor allem im Fernsehen. Am kommenden Freitag, 24. Mai, wird sie 80 Jahre alt.
„Ich fiel immer von einer Sache in die andere – und würde alles immer wieder machen“, sagt die Schauspielerin. Vor dem Karrierebeginn aber gab es einen großen Stolperstein: Bei der Aufnahmeprüfung der Berliner Schauspielschule fiel die junge Berlinerin, die als Kind im DDR-Rundfunk-Chor sang, durch. „Aber ich wollte unbedingt Schauspielerin werden!“, so Piur. Deshalb habe sie den großen Eduard von Winterstein angerufen, bei ihm vorgesprochen – und wurde seine Meisterschülerin. Als 20-Jährige bekam sie ihre erste Rolle: das freche „Bastelinchen“in „Bahnhof Puppenstadt“im DDRKinderfernsehen. Danach musste sie noch lange sehr oft Töchter spielen. „Ich sah so jung aus.“Schon 1960 gelang Piur der Sprung auf die Kinoleinwand. Ihrem ersten Defa-Film „Wo der Zug nicht lange hält“folgten etwa „Die aus der 12b“, „Heilmittel gegen Liebe“, „Republik der Amazonen“sowie „Orpheus in der Unterwelt“– da sahen die Kinobesucher sie nahezu unverhüllt. Als Synchronsprecherin verlieh Piur nicht nur mancher Trickfilmfigur ihre Stimme, sondern auch Brigitte Bardot. Diese spielte in „Die Novizinnen“(1979) an der Seite von Annie Girardot. Die Schauspielerinnen Helga Piur und Marianne Wünscher gaben den Französinnen ihre Stimmen für die DDR-Film-Fassung.
Trotz der vielen Rollen ist Helga Piur für die meisten Zuschauer einfach nur Häppchen. Noch heute trägt sie den Dutt so wie die beliebte Zahnarzthelferin in der DDR-ArztSerie „Zahn um Zahn“. „,Häppchen‘ ist die Sehnsucht der Menschen nach Liebe, heiler Welt und Verstandenwerden“, sagt Piur auf die Frage, warum die Serie so beliebt war. Selbst westlich der Mauer sorgte die Serie (1985-1988) für Interesse: „RTL nahm Kontakt mit dem Intendanten des DDR-Fernsehens auf, um sie zu kaufen“, so Piur. Aus 21 einstündigen Folgen machte RTL 46 – durch Umschneiden. Das heißt: Die einzelnen Folgen wurden kürzer.
Um im Westen für die Serie zu werben, durften die Hauptdarsteller und Hauptverantwortlichen für drei Tage nach Köln reisen. „Wir hatten auch einen Aufpasser dabei. Dabei hatte keiner von uns die Absicht, drüben zu bleiben!“, blickt Piur zurück. (dpa)