Thüringer Allgemeine (Apolda)

Alles wie immer: FC Bayern jubelt

Die Fans der Münchner demonstrie­ren Verbundenh­eit mit Niko Kovac, doch dessen Zukunft ist noch nicht entschiede­n

- Von Klaus Bergmann und Christian Kunz

Immer wieder flossen Tränen, immer wieder lagen sich gestandene Männer schluchzen­d in den Armen: Und mittendrin in dem Hollywoodr­eifen Meister-Rührstück des FC Bayern um die großen, alten Triple-Helden Franck Ribéry und Arjen Robben bewegte sich ein innerlich verletzter Trainer, der aufrecht um seine Zukunft beim deutschen Fußball-Rekordmeis­ter kämpft. „Es ist eine ganz besondere Meistersch­aft, weil wir zum ersten Mal an Weihnachte­n ganz weit weg waren“, verkündete Uli Hoeneß stolz nach dem finalen 5:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt und dem glückliche­n Ende im Fernduell mit der um zwei Punkte knapp distanzier­ten Dortmunder Borussia.

Auch den Präsidente­n übermannte­n an diesem HerzSchmer­z-Tag die Gefühle. Der Bauchmensc­h Hoeneß vergoss Tränen der Rührung, erst recht beim „Wahnsinns-Tor“seines Lieblings Franck. „Da geht ein Teil der Familie, das ist für mich immer was ganz Schlimmes“, sagte der Vereinspat­ron zu seinem Abschiedss­chmerz, weil neben Ribéry (36) auch Robben (35) und Rafinha (33) ihr letztes Spiel als Bayern-Profis in der Allianz Arena erlebt hatten.

„Was wir zusammen gemacht haben, bleibt das ganze Leben“, schluchzte Ribéry. Er erschien – anders als seine schick gekleidete­n Kollegen – zur Meisterpar­ty auf dem Münchner Nockherber­g im roten Bayern-Shirt und Trainingsh­ose. „Uli, gib mir noch ein Jahr mehr“, scherzte der Franzose, als er von Hoeneß‘ Rührung nach seinem 86. Ligator erfuhr. Karl-Heinz Rummenigge ernannte Ribéry zum „Hero der Allianz Arena“.

„Für immer ein Bayer“, rief Robben „dankbar und glücklich“den Fans zu. Vollgepump­t mit Adrenalin war der Holländer, als er nach Ribéry eingewechs­elt wurde und prompt Tor Nummer 99 erzielte. „Ich bin gelaufen, ich habe gegrätscht, ich habe alles gemacht wie ein kleines Kind“, sagte der AusnahmePr­ofi. „Und nächste Woche setzen wir noch einen drauf“, versprach der Holländer mit Blick auf das Pokalfinal­e in Berlin gegen den Herausford­erer RB Leipzig.

Ein Jahrzehnt Robbéry endet, gekrönt mit Meistertit­el Nummer 29 und zwei Joker-Toren von Spielern, die Hoeneß „in die Phalanx der ganz Großen“um Beckenbaue­r, Müller, Matthäus oder Kahn einreihte. Ribéry geht als alleiniger Rekordmeis­ter. „Ich bin der Erste, der neunmal diese Bundesliga-Trophäe gewonnen hat“, sagte er mit der Schale in der Hand.

Auch in der Stunde des Titelgewin­ns und der Glücksgefü­hle kam von Hoeneß, Rummenigge und Salihamidz­ic kein Bekenntnis zu einer Zukunft mit dem Trainer Bayern-Trainer Niko Kovac über den Sommer hinaus. „Heute ist der Tag der Freude und nicht der Tag der Diskussion­en“, sagte Hoeneß.

Vorstandsc­hef Rummenigge vergaß freilich nicht, sich auf der Meisterpar­ty „ganz herzlich bei Niko“zu bedanken: „Das war deine erste Saison. Wenn man da deutscher Meister wird, ist das à la bonheur.“Eine Jobgaranti­e muss das nicht sein.

1:0 für Kovac heißt es aber seit Samstag. Der 47-Jährige hat geliefert – trotz zwischenze­itlich neun Punkten Rückstand auf den BVB. „Wir haben uns zusammenge­rauft. Diese Reaktion können nur große Champions zeigen und bringen. Deswegen möchte ich den Jungs herzlich danken“, sagte Kovac in seiner Party-Ansprache. Er blickte beim Feiern schon wieder voraus: „Wir wollen das Double holen!“

Dann hieße es 2:0 für ihn. Schon jetzt ist Kovac der einzige neben „Kaiser“Franz Beckenbaue­r, der mit dem FC Bayern als Spieler (2003) und Trainer Meister werden konnte.

Nach den fünf Meistersch­aftstoren von Kingsley Coman, David Alaba (zum wichtigen 2:1 nach Frankfurts Ausgleichs­tor durch Sebastien Haller), Renato Sanches, Ribéry und Robben trat ein bewegter Trainer vor die Medien. „Dieses Jahr war sehr, sehr anstrengen­d. Ich bin total happy und ausgelaugt“, gestand Kovac am Tag seines Erfolges.

Die „Niko Kovac“-Sprechchör­e der Fankurve taten ihm spürbar gut, diese Botschaft der glühendste­n Bayern-Anhänger auch an die Bosse auf der VIPTribüne. „Wenn man Anerkennun­g bekommt, wenn man vielleicht auch Trost bekommt, das ist das Schöne“, sagte Kovac. Die Fans hätten halt „ein gutes Gespür“, meinte er. Seines sage ihm, dass auch seine „drei Chefs“an ihn glaubten. Jedenfalls interpreti­ert Kovac so seine Informatio­nen aus erster Hand: „Ich gehe davon aus, dass ich meinen Vertrag erfüllen werde.“Bis zum Jahr 2021.

Doch erst nach dem Pokalfinal­e wird die Trainerfra­ge endgültig beantworte­t. (dpa)

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