Jena schafft das Wunder
Der FC Carl Zeiss feiert dank eines 4:0-Erfolges über den TSV 1860 München den Klassenerhalt in der 3. Liga
Es ist die letzte Aktion im Spiel: Jo Coppens, Jenas Torwart, klärt noch einmal in höchster Not. Dann dreht er sich um, schaut zur Südkurve, ballt die Fäuste, brüllt seine ganze Anspannung heraus. „Es war ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagt Coppens hinterher. Als dann, wenige Sekunden später, der Schlusspfiff ertönt, gibt‘s kein Halten mehr.
Alle rennen aufs Feld, wollen die Helden in ihren gelben Trikots herzen. Bei Lukas Kwasniok, dem Trainer des FC Carl Zeiss Jena, fließen die Tränen. Die der Erleichterung nach einer nervenaufreibenden Rückrunde. Die der Freude ob des Überraschungsbesuches seiner Familie. Es ist vollbracht, das größte Wunder, was die 3. Liga je erlebt habe, wie es der ZeissCoach sagt. Mit 4:0 bezwingen seine Kicker den TSV 1860 München, sichern sich so den Verbleib in der Liga. Fünf Minuten vergehen, dann sind alle „Sechzger“, alle Schiedsrichter in den Katakomben – dann folgt der Funkspruch des Einsatzleiters: „Wir öffnen die Tore!“Nun strömen Tausende Zeiss-Fans in den Innenraum, lassen die Kicker und Trainer hochjubeln. Jo Coppens wird ein eigener Gesang gewidmet.
Der Keeper ist sichtlich gerührt: „Was wir hier erreicht haben, ist Wahnsinn. Ich werde ein paar Tage brauchen, um das zu begreifen.“Er habe in den vergangenen Wochen bewusst darauf verzichtet, Interviews zu geben. „Es gab nichts zu sagen, weil wir nichts erreicht haben – das ist jetzt erst so weit“, fügt der Belgier an, der minutenlang jeden Fotowunsch erfüllt, ehe er endlich Frau und Töchterchen in die Arme schließen kann.
Auch René Eckardt ist glückselig, nimmt Freundin Nicole in den Arm und feiert mit den Fans. Der Kapitän wirkt entkräftet. „Die sieben Spiele haben geschlaucht. Niemand hat uns das zugetraut. Wahnsinn“, sagt er.
Später, in der Kabine, wo auch Geschäftsführer Chris Förster, Präsident Klaus Berka und andere mittanzen, dringt auch die frohe Botschaft von der Karlsruher Niederlage durch.
„Trainer, wir sind Meister!“, ruft Phillip Tietz. Ja, denn in der Kwasniok‘schen Sieben-SpieleTabelle zieht Jena mit diesem Sieg noch am KSC vorbei.