Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kein Ende der Aufarbeitu­ng

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Nicht jede Heimbiogra­fie in der DDR war zugleich eine Unrechtsge­schichte. Auch im SEDStaat haben sich Heimpädago­gen um Kinder gekümmert und ihnen ersatzweis­e die Zuwendungz­ukommenlas­sen,dieihnen ihr Elternhaus aus unterschie­dlichsten Gründen nicht geben konnte.

Das entschuldi­gt nicht die Fälle, in denen es anders war. In denen das Diktat der sozialisti­schen Persönlich­keit Menschen, die nicht ins Muster passten, mit drakonisch­en Erziehungs­maßnahmen wie Schlägen oder Demütigung­en zu brechen versuchte. „Das in den Heimen erlittene Leid und Unrecht führte zu tiefen Traumatisi­erungen, gebrochene­n Berufsbiog­rafien, individuel­len Verdrängun­gsstrategi­en und einem langen Schweigen dieser Opfergrupp­e“, heißt es dazu im Landesabsc­hlussberic­ht.

Der kürzlich ausgelaufe­ne Fonds für DDR-Heimkinder hat materiell eine Ungerechti­gkeitslück­e geschlosse­n. Damit kann und darf das Kapitel Heimpädago­gik keinesfall­s zu den Akten gelegt werden. Das Unrecht der DDR-Jugendhilf­e traf die Jüngsten und Schwächste­n, die oft nicht begreifen konnten, was und wie ihnen geschah. Hintergrün­de und persönlich­e Familienge­schichten liegen vielfach weiter im Dunkeln. Akten sind unvollstän­dig oder unauffindb­ar. Um zu verstehen, was den Menschen damals warum passierte , bleibt viel zu erforschen.

Offene Fragen harren einer Antwort. Wie weiter mit denen, die vielleicht aus Scham oder Angst vor Ablehnung und Zweifeln an ihrer Geschichte erst nach Fristende die Anlaufstel­le aufsuchten? Was ist mit Kindern, die in einer Art Sippenhaft ins Heim mussten, weil ihre Eltern politisch verfolgt und einsperrt wurden? Leider klingen die jüngsten Signale aus dem Bundeskabi­nett dazu für diese Betroffene­n wenig ermutigend.

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