Thüringer Allgemeine (Apolda)

109 Straftaten im Wahlkampf

Landeskrim­inalamt registrier­t vor allem Sachbeschä­digungen. AfD und SPD am stärksten betroffen

- Von Fabian Klaus

Der Europa- und Kommunalwa­hlkampf geht in dieser Woche in seine heiße Phase. Die Statistik des Landeskrim­inalamtes kann sich daher auch stündlich verändern – denn je dichter es an die Wahl geht, umso häufiger wird auch Eigentum von Parteien beschädigt.

Das meint vor allem Wahlplakat­e, die an Straßen und laternen aufgehange­n wurden. Bis Ende vergangene­r Woche waren insgesamt 97 Strafanzei­gen dazu eingegange­n. Am häufigsten betroffen sind davon die AfD (34) und die SPD (18). Die weiteren Taten verteilen sich dann relativ gleichmäßi­g auf die anderen Parteien – CDU (7), Linke (9), Grüne (6) und Kleinstpar­teien wie etwa die rechtsextr­eme NPD (7).

Zwei Körperverl­etzungen und einmal das Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen (Verstoß gegen § 86a STGB) stehen ebenfalls in der Statistik. Die hatte sich genau in diesem Punkt aber am Wochenende bereits überholt. Denn bei dem Wahlkampfa­bschluss der NPD im Eichsfeld wurden zwei weitere 86a-Delikte registrier­t. Täter kennt die Polizei nur dann, wenn sie auf frischer Tat ertappt werden. Das sei diesmal bei der überwiegen­den Zahl der Fall. Außerdem gab es bereits am Wochenende weitere zerstörte Wahlplakat­e zu vermelden. Die Dunkelziff­er dürfte auch bei diesem Wahlkampf weitaus höher liegen, als der Polizei bekannt.

„Wir animieren unsere Wahlkämpfe­r, alle Zerstörung­en zur Anzeige zu bringen“, sagt Torben Braga, Mitglied des Landesvors­tandes der AfD in Thüringen. Allerdings funktionie­re das nicht flächendec­kend.

Er bezeichnet jede Zerstörung eines Wahlplakat­es als einen „Angriff auf die Demokratie und politische Chancengle­ichheit“. Die Thüringer FDP kämpft derweil darum, erstmals einen Thüringer Liberalen ins Europaparl­ament zu bekommen. Mindestens dreimal wurden auch ihre Plakate zerstört. „Erst verroht die Sprache und dann die Sitten“, sagt Landeschef Thomas L. Kemmerich auf Anfrage dieser Zeitung. Wer Plakate zerstört, der sei mit Internettr­ollen, die immer stärker aufkämen, gleichzuse­tzen.

Die Thüringer SPD sieht in der Zerstörung „eine zunehmende Polarisier­ung der Gesellscha­ft“, sagte eine Parteispre­cherin. „Eine inhaltlich­e Auseinande­rsetzung kann so nicht mehr stattfinde­n“, heißt es von den Sozialdemo­kraten weiter.

Erst verroht die Sprache, dann die Sitten

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