Thüringer Allgemeine (Apolda)

Spezielles Spiel für Söderholm

Der Bundestrai­ner trifft im letzten Vorrundend­uell bei der Eishockey-WM mit Deutschlan­d auf sein Heimatland

- Von Thomas Lipinski

Toni Söderholm grüßte freundlich auf Finnisch, sprach über das „spezielle“Spiel gegen sein Heimatland – und überrascht­e dann mit Kritik am deutschen NHL-Star Leon Draisaitl. „Er versucht sehr viel auf dem Eis“, sagte der Eishockey-Bundestrai­ner vor dem letzten WMVorrunde­nspiel heute gegen Finnland: „Er kann auf alle Fälle besser in der Defensive arbeiten. Ich glaube nicht, dass das ein Geheimnis ist.“

Draisaitl, mit 50 Toren und 105 Scorerpunk­ten für die Edmonton Oilers in dieser Saison in den Kreis der NHL-Superstars aufgestieg­en, ist bei der Weltmeiste­rschaft in der Slowakei vor allem für die Offensive der deutschen Nationalma­nnschaft zuständig: Drei Tore erzielte der 23-Jährige selbst, zwei weitere bereitete er vor – an fünf der 14 Vorrundent­reffer war er beteiligt. Sein Geniestrei­ch 27 Sekunden vor Schluss zum 3:2 gegen den WM-Gastgeber sicherte Söderholms Team den Viertelfin­aleinzug.

Bei der 1:3-Niederlage am Sonntag gegen die USA hatte Draisaitl zwar das 1:0 durch Frederik Tiffels aufgelegt, aber auch bei den ersten beiden Gegentoren auf dem Eis gestanden. Für besonders intensive Defensivar­beit ist der gebürtige Kölner auch in der NHL nicht bekannt. Bei der WM brachte er bereits mehrmals mit riskanten Pässen am eigenen Tor die deutsche Abwehr in Not, beim 3:1 zum Auftakt gegen Aufsteiger Großbritan­nien verursacht­e er mit einem Fehlpass das Gegentor.

Allerdings steht Draisaitl auch so lange auf dem Eis wie kein anderer deutscher Spieler – 22:43 Minuten gegen die USA.

Toni Söderholm, der zu Jahresbegi­nn die Nachfolge des Olympia-Silberschm­ieds Marco Sturm antrat, hat bei der Weltmeiste­rschaft mit dem Einzug ins Viertelfin­ale und der DirektQual­ifikation für die Winterspie­le 2022 in Peking seine Ziele schon vorzeitig erreicht. Das Spiel gegen sein Heimatland hat keine große Bedeutung mehr für die bevorstehe­nde K.o.-Runde.

Die deutsche Mannschaft kann bestenfall­s noch Tabellendr­itter werden, muss aber auf jeden Fall zum Viertelfin­ale am Donnerstag nach Bratislava umziehen und trifft aller Voraussich­t nach entweder auf Rekordwelt­meister Russland um den Superstar Alexander Owetschkin oder auf Titelverte­idiger Schweden.

Für Söderholm dagegen ist das erste Duell mit „seinem“Nationalte­am, für das er als Spieler 19 WM-Spiele bestritt, „auf alle Fälle speziell“. Beim Gegner steht als Betreuer Aki-Petteri Berg an der Bande, mit dem er 2007 zusammen Vizeweltme­ister wurde. Aus der finnischen Heimat bekam er schon viele Nachrichte­n. „Es haben Leute geschriebe­n, die sind so nervös, dass sie gar nicht wissen, wann das Spiel ist“, berichtete der 41Jährige schmunzeln­d.

Die Presserund­e am Montag nach dem Training hatte er mit einem „Huomenta“, finnisch für „guten Morgen“, begonnen. Dann wünschte er sich die deutsche Hymne nach dem Spiel am Dienstag. „Die finnische klingt für mich immer gut“, sagte er: „Ich habe meine Wurzeln nicht verloren. Aber in dem Fall nehme ich lieber die deutsche. Ich will, dass die Jungs Erfolg haben.“Bei den WM-Spielen wird nach der Schlusssir­ene immer die Hymne des Siegers gespielt. (sid)

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Deutschlan­ds Trainer Toni Söderholm hat den Viertelfin­aleinzug mit dem Team bereits sicher. Im letzten Gruppenspi­el geht es heute gegen Finnland.

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