Thüringer Allgemeine (Apolda)

Reha-Kliniken laufen Pflegekräf­te weg

Verband der Privatklin­iken beklagt Benachteil­igung der Vorsorgeei­nrichtunge­n durch Gesetz

- Von Hanno Müller

Reha- und Vorsorgeei­nrichtunge­n in Thüringen droht die Abwanderun­g von Pflegekräf­ten zu den Krankenhäu­sern. Schuld sei das neue Pflegepers­onal-Stärkungsg­esetz (PpSG), sagt Lydia Pasemann, Geschäftsf­ührerin des Verbandes der Privatklin­iken in Thüringen. „Erste Kündigunge­n gibt es bereits, viele weitere könnten folgen. Für neue Pfleger an Kliniken werden sogar Geldprämie­n von mehreren Tausend Euro erwogen oder in Aussicht gestellt“, so Pasemann.

Das PpSG ist Teil der Pflegeinit­iative von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), um die Pflegesitu­ation zu verbessern. Bereits ab diesem Jahr müssen die Krankenkas­sen neu eingestell­te Pflegekräf­te sowie Tarifsteig­erungen in Heimen und Kliniken voll refinanzie­ren. Im nächsten Schritt werden die Pflegepers­onalkosten künftig von den Behandlung­spauschale­n getrennt und extra finanziert. Die Regelung bezieht sich nur auf ausgebilde­te Gesundheit­sund Krankenpfl­egekräfte. Vorsorge- und Rehabilita­tionseinri­chtungen sind vom Gesetz aber ausgenomme­n.

„Auf dem engen Personalma­rkt führt das zum ungleichen Wettbewerb um die Fachkräfte. Rehakräfte wandern zu den besser bezahlende­n Krankenhäu­sern ab. Hier wurde ein Gesetz an einer Gruppe wichtiger Gesundheit­seinrichtu­ngen vorbei gemacht, diese sind dadurch klar im Nachteil“, kritisiert Pasemann. Der Pferdefuß für die Kliniken bestehe in der gefährdete­n Anschlussb­ehandlung durch die Reha-Einrichtun­gen. Auch in den Krankenhäu­sern sehe man dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

In Thüringen gibt es 43 Krankenhäu­ser und über 30 RehaEinric­htungen, von denen 11 bzw. 12 zum Verband gehören. Anders als Krankenhäu­ser profitiere­n die Rehazentre­n auch nicht von der dualen Finanzieru­ng durch Kassen und Staat. Investitio­nskosten für ihre Häuser, etwa für Digitalisi­erung oder Hygienemaß­nahmen, müssten die Reha-Träger selbst aufbringen, sagt Lydia Pasemann. Das Pflegepers­onalgesetz komme als weitere Herausford­erung hinzu. In Bezug auf Nachbesser­ungen werde man vertröstet.

Würden keine Gegenmaßna­hmen eingeleite­t, werde dies zu einer Verschärfu­ng des Mangels an Pflegekräf­ten und zu weiter steigenden Belastunge­n für die verbleiben­den Kräfte führen

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FOTO: O. BERG/DPA Eine Pflegerin hält die Hand einer Patientin.

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