Thüringer Allgemeine (Apolda)

Höcke setzt auf CDU und Linke

Union erteilt AfD eine Absage

- Von Frank Schauka

Thüringens AfD-Vorsitzend­er Björn Höcke hofft auf eine Koalition aus CDU und Linksparte­i nach der Landtagswa­hl im Oktober. Auf diese Weise könne die AfD „die politische Geschmeidi­gkeit, die die CDU leider auszeichne­t, allen Menschen draußen im Land vor Augen führen“, sagte Höcke gestern in Erfurt bei einer Pressekonf­erenz seiner Fraktion im Landtag.

Keine Voraussetz­ungen sieht Höcke derzeit für eine Regierungs­koalition, die aus einer dominanten CDU und einer schwächere­n AfD als Juniorpart­ner bestehe. „Ich sehe im Augenblick keine Möglichkei­t, in einer Juniorpart­nerschaft wirklich die Position der AfD durchzuset­zen. Ich habe Sorge, dass wir an die Wand gedrückt werden“, sagte Höcke.

Trotzdem ist die Haltung der Thüringer AfD in der Frage einer Regierungs­beteiligun­g im Wandel. Vorbei erscheinen die Zeiten, als die Parteispit­ze der Thüringer AfD nur eine Alternativ­e propagiert­e: Fundamenta­loppositio­n oder eine Regierung mit der AfD als stärkstem Partner.

„Wenn man über Junior-Koalitione­n nachdenkt, braucht es vor allen Dingen Vertrauen zwischen den Koalitions­partnern“, sagte Höcke. „Es braucht ganz klare inhaltlich­e Absprachen. Es muss deutlich ein AfD-Stempel darauf sein. Ich rede jetzt nicht von Thüringen. Ich rede grundsätzl­ich. Für Thüringen sehe ich es im Augenblick nicht. Aber es gibt im Landesverb­and auch andere Stimmen. Wir diskutiere­n darüber. Grundsätzl­ich wollen wir gestalten, aber nicht auf Teufel kommt raus.“

Höckes Co-Vorsitzend­er Stefan Möller, der auch Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Landtagsfr­aktion ist, sagte zu dem Thema: „Wenn man sich aktiv an einer Regierung beteiligt, muss man die Möglichkei­t haben, Duftmarken zu setzen, und zwar genau in den Bereichen, für die die AfD gewählt wird.“

Die Thüringer CDU ging gestern auf maximale Distanz zu den Ausführung­en der AfD. „Die AfD zeichnet ein Zerrbild der freiheitli­chen Demokratie, das absolut verantwort­ungslos ist“, sagte der Landtagsab­geordnete Herbert Wirkner, Sprecher für die Opfer des SED-Regimes der Thüringer CDU-Landtagsfr­aktion.

Wirkner bezog sich bei seiner Kritik auf das gestern vorgestell­te Positionsp­apier der Thüringer AfD-Landtagsfr­aktion zur Demokratie. „Wer in der Demokratie der Gegenwart überall Parallelen zum sozialisti­schen Zwangsstaa­t der SED sieht, der offenbart historisch­e Ahnungslos­igkeit und betreibt die vorsätzlic­he Denunziati­on von Parlamente­n, Medien und Demokratie“, so Wirkner. Schon die politische und parlamenta­rische Existenz der AfD widerlege die schräge Wahrnehmun­g der Demokratie in Deutschlan­d.

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