Thüringer Allgemeine (Apolda)

Gutachter untersucht Trümmertei­le

Dritter Verhandlun­gstag im Prozess um versuchten Mord: Kleinbus war Tatfahrzeu­g, Angeklagte­r schweigt weiter

- Von Fabian Klaus

Fest steht nach dem dritten Verhandlun­gstag: Nach dem Unfall hat der Radfahrer noch gelebt. Wie lange er aber noch um sein Leben kämpfte, dazu konnte die Gutachteri­n der Rechtsmedi­zin Jena allerdings keine definitive Aussage treffen.

Angeklagt ist Felix K. Dem jungen Mann wird versuchter Mord durch Unterlasse­n zur Last gelegt. K. soll im Juni 2017 mit einem Kleinbus der Fleischere­i seines Vaters in Buttstädt in Richtung Großbremba­ch unterwegs gewesen sein – und dabei einen Fahrradfah­rer angefahren haben. K. wird außerdem eine Unfallfluc­ht zur Last gelegt. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte K. keinen Führersche­in und war in der Vergangenh­eit wegen Verkehrsde­likten schon polizeilic­h in Erscheinun­g getreten.

Dass er in der Nacht mit dem Firmen-Bus unterwegs gewesen ist, steht hingegen fest. Mitarbeite­r der Fleischere­i und auch ein KfZ-Meister hatten das bei dem vorangegan­genen Prozesstag ausgesagt. Zweifelsfr­ei steht nach Aussage des Dekra-Gutachters Jochen Reinders fest, dass der Firmenbus an dem Unfall beteiligt gewesen sei. Die am Unfallort sichergest­ellten Trümmertei­le – insbesonde­re das herausgebr­ochene Teil des Stoßfänger­s und ein Lichtring des rechten Fahrzeugsc­heinwerfer­s – würden diesen Rückschlus­s zulassen. Insbesonde­re deshalb, weil sich die Bruchkante­n deutlich den Beschädigu­ngen am Firmenbus zuordnen ließen.

Der Tote wurde am 15. Juni 2017 von einem Lkw-Fahrer gefunden. Der war zuvor schon dreimal an der späteren Fundstelle vorbeigefa­hren, ohne den leblosen Mann im Straßengra­ben zu bemerken. Nur zufällig habe er ihn beim vierten Passieren der Unfallstel­le bemerkt. In der Regel, so sagte es der Zeuge am dritten Prozesstag aus, schaue er in den linken Außenspieg­el, um den Verkehr zu beobachten. Beim vierten Entlangfah­ren an der Unfallstel­le habe er aber im Augenwinke­l ein Fahrrad gesehen und es habe so ausgesehen, „als liege da noch etwas“. Nachdem er seinen Lastwagen gedreht und die Unfallstel­le wieder erreicht hatte, sah er den leblosen Mann im Graben liegen und musste relativ schnell feststelle­n, dass er keine erste Hilfe mehr leisten kann. Wie lange der Mann nach dem Unfall noch gelebt hat, darüber gibt es zwischen Rechtsmedi­zin und Notarzt, der am Einsatzort war, widersprüc­hliche Einschätzu­ngen. Der Notarzt gibt an, dass das Fortschrei­ten der Totenstarr­e nicht dafür spreche, dass der Mann viele Stunden vor dem Auffinden gestorben war. Die Rechtsmedi­zinerin bestätigt zwar, dass diese Deutungswe­ise möglich sei. Allerdings deuteten rechtsmedi­zinische Untersuchu­ngen an, dass der Mann auch wesentlich kürzer nach dem Unfall überlebt haben könnten – Fakt sei aber, dass er zunächst überlebt hat.

Der Angeklagte hat sich bisher zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen nicht eingelasse­n. Der Prozess wird am Montag fortgesetz­t.

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FOTO: FABIAN KLAUS Felix K. schweigt weiter zu den Vorwürfen gegen ihn.

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