Thüringer Allgemeine (Apolda)

May will Parlament über zweites Brexit-Referendum abstimmen lassen

Dreimal wurde der Deal der Premiermin­isterin abgelehnt. Beim letzten Versuch soll die Aussicht auf neue Volksabsti­mmung als Lockmittel dienen

-

Die britische Premiermin­isterin Theresa May will das Parlament in London über ein mögliches zweites Brexit-Referendum abstimmen lassen. Das sagte May bei einer Rede in London am Dienstag. Voraussetz­ung sei aber, dass die Abgeordnet­en den Gesetzentw­urf zum Abkommen für einen EU-Austritt Großbritan­niens in zweiter Lesung durchwinke­n. Das Gesetzgebu­ngsverfahr­en Anfang Juni gilt als letzte Hoffnung für den Brexit-Deal, den May mit der EU ausgehande­lt hatte.

Die Regierungs­chefin war mit dem Brexit-Abkommen bereits dreimal bei Abstimmung­en im britischen Parlament gescheiter­t. Gespräche mit der LabourOppo­sition über einen Kompromiss waren anschließe­nd ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Nun hofft sie, durch Änderungen genug Unterstütz­ung zu bekommen, um den Brexit-Deal doch noch über die Ziellinie zu bringen.

Sie werde einen „neuen“Deal vorlegen, um einen breiten Konsens über Parteigren­zen hinweg schaffen zu können, sagte die Regierungs­chefin. Das sei die letzte Chance, das Resultat des Brexit-Referendum­s umzusetzen, so May.

Neben Zugeständn­issen für die Brexit-Hardliner in ihrer Partei und die Verbündete­n der nordirisch-protestant­ischen DUP stellt May außerdem noch eine Abstimmung über eine dauerhafte Zollunion in Aussicht. Zudem soll das Parlament bei den Verhandlun­gen über die künftigen Beziehunge­n zwischen Großbritan­nien und der EU ein größeres Mitsprache­recht bekommen.

May hatte sich kürzlich bereit erklärt, nach der Abstimmung im Juni einen Zeitplan für ihren Rücktritt zu vereinbare­n. Ob sie damit die Chancen auf einen Erfolg erhöht hat, gilt aber als zweifelhaf­t. Das Rennen um ihre Nachfolge ist längst im Gang.

Eigentlich hätte Großbritan­nien die EU am 29. März verlassen sollen. Die Frist für den Austritt wurde inzwischen bis zum 31. Oktober verlängert. Die Briten hatten im Juni 2016 bei einer Volksabsti­mmung knapp für den EU-Austritt gestimmt. (dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany