Höhepunkt der Museumsdebatte
Zwischen Fakten und Emotionen: Vertreter der im Stadtrat vertretenen Parteien stellten sich den Fragen der Bürger
Teils recht emotional zu ging es Montagabend im Glocken-Stadt-Museum, wo es beim Freundeskreises des Museums unter „Museumsinsel Apolda – mit oder ohne?“um dessen Zukunft ging. Ihre Sicht darlegen und Fragen der gut 60 Bürger beantworten sollten die Vertreter der im Stadtrat vertretenen Parteien/Vereine. Während sich die Lokalpolitiker hörbar um Sachlichkeit bemühten, ohne natürlich den Wahlkampf völlig ausblenden zu wollen, brachen bei einigen Bürgern, deren Herz am zweifellos schönen Standort hängt, zeitweise die Emotionen durch. Tenor: Wir wollen unser Museum am bisherigen Standort behalten. Dafür sprechen nicht nur über 1600 Unterschriften. Ein Blick auf die Fakten indes zeigt, dass manch Erregung wohl zu dämpfen gewesen wäre, blickte man bloß ruhig drauf.
Ein Versuch: 2014 bekannte sich der Stadtrat zum Museum. Allerdings gab es nach Auskunft von Vize-Bürgermeister Volker Heerdegen (CDU) kein formales Bekenntnis zum Standort. Das kam so: Bereits 2012 war die LEG mit der Begutachtung des Museums samt Konzept beauftragt worden. 2013 wurden dann Perspektiven für drei Häuser vorgelegt – Museum, Schloss und Stadthaus. Empfehlung: Mitte 2015 sollte das Museum leergezogen werden, perspektivisch alles ins Stadthaus kommen. Weil das Thema bereits damals „heiß“war und viele Apoldaer ihr Museum in der Bahnhofstraße verorten, kam es nicht zu einem Ratsbeschluss. – Vielmehr erhielt die Verwaltung den Auftrag, weiter zu prüfen. Dann kam die Landesgartenschau, bei der für eine Museumssanierung nicht genug Geld übrig blieb. Das machen wir später, hieß es.
Im April 2019 setzte sich die CDU-FWW-Allianz im Stadtrat durch. Mittels eines externen Gutachtens soll für 20.000 Euro ein Museumskonzept erarbeitet werden. Dass dieses Geld sinnlos ausgegeben wird, kritisierte Michael Schade (Linke), weil es bereits ein Konzept zum Museum gäbe. Tatsächlich bestätigte dessen Leiterin, Rena Erfurth, das am Montag. Allerdings arbeite man in der Arbeitsgruppe noch daran. Erfurth erklärte obendrein, dass man vom Museumsdas Ausstellungskonzept unterscheiden muss, das noch nicht existiere. Von ihm erwartet man sich Aufschluss darüber, wie das künftige, moderne Museum die Inhalte etwa multimedial, interaktiv und didaktisch präsentieren soll. Bevor aber ein Ausstellungskonzept erstellt werden kann, müsste Klarheit über den Standort herrschen. Das sei aber durch die Debatte momentan nicht möglich.
Die Allianz möchte mit dem Hans-Werner Preuhsler, Sprecher vom Freundeskreis, zum Versprechen von Mike Mohring (CDU), er könne Fördergeld fürs Museum besorgen
Gutachten indes beispielsweise herausfinden lassen, wie viel Ausstellungsfläche nötig ist, wie was präsentiert werden soll und wie mehr Besucher als jetzt gelockt werden können – und vor allem, was den Stadthaushalt die Unterhaltung künftig kostet. Darauf verwiesen Franz Richter (FWW) und Olaf Müller (CDU), die beide einen sehr schweren Stand hatten, zumal der Moderator Hans-Werner Preuhsler vom Freundeskreis oft energisch nachsetzte und hörbar verärgerte Bürger ebenfalls nachhakten.
Finanzausschussvorsitzender Olaf Müller betonte, dass niemand gesagt habe, dass das Museum zwingend ins Stadthaus muss. Aber eine Überprüfung der Fakten müsste doch wenigstens möglich sein, findet er.
Heerdegen sagte unserer Zeitung gestern, dass die Arbeitsgruppe den Auftrag habe, neben dem Museumskonzept eine Empfehlung zum Standort zu gegeben, ein Ausstellungskonzept zu erarbeiten und die Frage zu klären hat, wie viel Geld für alles benötigt wird. Erst wenn dass alles zusammengetragen sei, würde es dem (dann neu gewählten) Stadtrat zum Beschluss zugeleitet. Ergo. Derzeit ist noch gar nichts entschieden!
Michael Schade sprach angesichts des Gutachtens von verlorener Zeit. Ex-Baudezernent Paul Richter meinte: „Seit 2014 ist nichts passiert.“Der Stadtrat sei der Souverän, der entscheide. – Und nicht die Bauverwaltung. Hans-Jürgen Häfner (SPD) verwies bei aller Sympathie für den Standort darauf, trotzdem darauf zu achten, dass es „wirtschaftlich passen muss“. Die Kernfragen seien: „Was wollen wir für ein Museum? Und wie bekommen wir das finanziert?“
„Es gibt Geld – ist denn schon wieder Weihnachten . . . !?“