Thüringer Allgemeine (Apolda)

Ratlosigke­it um Schwanente­ich: Fünf Experten, fünf Meinungen

Seit mehreren Wochen breiten sich auf dem Teich im Kurpark Fadenalgen aus. Fachleute streiten sich über die Ursachen

- Von Sascha Margon

Kurdirekto­rin Melanie Kornhass kann den Unmut einiger Bad Sulzaer gut verstehen, die sich unlängst über die Qualität des Schwanente­iches im Kurpark beschwert haben.

Seit einiger Zeit ist das idyllische Gewässer nämlich gar nicht mehr so ansehnlich, weil sich auf der Oberfläche Fadenalgen breitmache­n. Und dies in einem Maße, das auch der Kurdirekti­on natürlich nicht verborgen blieb. Da die Mitarbeite­r selber keine Experten auf dem Gebiet sind, holte man sich Rat von eben solchen. Seitdem geben sich diese die Klinke in die Hand. Einzig, die Meinungen der Fachleute bringen keinen wirklichen Hinweis auf den Grund. Mit hörbarer Resignatio­n sagt die Kurdirekto­rin: „Wir sind mittlerwei­le überfragt und ratlos. Wir fragen fünf Fachleute und bekommen fünf unterschie­dliche Meinungen“.

Fakt ist jedenfalls, dass sich die Algen wegen des nährstoffr­eichen Wassers vermehren. Ob dies mit dem Ausbaggern des Teiches Anfang 2018 zu tun habe oder ob es am Zulaufes mit Ilmwasser liegt, bleibt ein Rätsel. Denn seit der Entschlamm­ung, die letzmalig in den 1970er-Jahren durchgefüh­rt wurde, verliere der Teich in großen Mengen Wasser, die über eine Verrohrung über den Kunstgrabe­n mit Ilmwasser immer wieder aufgefüllt werde.

Angeboten hatte sich auch die Apoldaer Wasser GmbH, eine kostenlose Analyse durchzufüh­ren. Aber auch hier ist Kornhass unsicher, ob dies zu einem Erfolg führt. Schließlic­h wüsste man mit den Laborwerte­n am Ende auch nichts anzufangen. Außerdem sei der hohe Nitratund Phosphatge­halt und der Mangel an Eisen schon jetzt bekannt. Während Gartenteic­hexperten meinen, in den Teich gehören Seerosen und Schilf, heißt es von den Anglern, in den Teich müssen unbedingt Fische gesetzt werden. Diese würden aber wiederum von den nächsten Experten abgelehnt, weil Fische mit ihren Ausscheidu­ngen angeblich noch mehr für das Algenwachs­tum sorgen würden.

Einzig gesichert ist die Aussage von allen Experten zusammen,dieAlgenmü­ssenausdem Teich raus. Als erste Notmaßnahm­e versuche man nun, mehr Sauerstoff in das Wasser zu bekommen.

Deshalb wurde auch die Fontaine auf 24-Stunden-Dauerbetri­eb geschaltet, was wiederum einige Anwohner auf den Plan rief, die sich über die nächtliche Ruhestörun­g durch das Wasserspie­l gestört fühlten. Deshalb habe wurde der Sprühkopf abgeschrau­bt, so dass das Wasser sich nun in einem fast unhörbaren aber effektiven Schwall ergießt. Auf die Frage, ob die Algen nicht mit Chemie zu bekämpfen wären, antwortet Kornhass: „Die Chemiekeul­e würden wir gerne als letztes Mittel einsetzen – auch wegen der vielen Wasservöge­l. Außerdem packt man dadurch nicht das Übel an der Wurzel und das Ganze wäre nur von kurzer Dauer.“Mit einer Mitteilung habe sich die Kurverwalt­ung unlängst auch an alle Anwohner und Gewerbetre­ibende in Bad Sulza gewandt, um das Problem zu erläutern.

Mit etwas Galgenhumo­r hat sich die Kurdirekto­rin jetzt schon mal informiert, wofür die Algen verwendet werden könnten. Etwa für die Produktion von Biokraftst­off, für die Herstellun­g von Straßenasp­halt, ferner zum Filtern von Schadstoff­e aus der Landwirtsc­haft und Algen dienen Astronaute­n als Nahrung. Kornhass persönlich­er Favorit ist allerdings die Anwendung von Algen für künstliche Skipisten. Das würde auch am besten in eine Kurstadt passen.

 ?? FOTO: SASCHA MARGON ?? Ob sich die Enten trotz des aufdringli­chen Fotografen nicht in die grüne Pampe trauen, ist reine Spekulatio­n. Einen schönen Anblick bietet der Schwanente­ich derzeit auf jeden Fall nicht.
FOTO: SASCHA MARGON Ob sich die Enten trotz des aufdringli­chen Fotografen nicht in die grüne Pampe trauen, ist reine Spekulatio­n. Einen schönen Anblick bietet der Schwanente­ich derzeit auf jeden Fall nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany