Thüringer Allgemeine (Apolda)

Kleinstpar­teien haben eine Chance

Keine Prozent-Hürde bei der Europawahl. Bandbreite des politische­n Spektrums ist groß

- Von Elmar Otto

Der Fokus richtet sich bei der Europawahl in Thüringen vor allem auf CDU, Linke, SPD, Grüne, FDP und AfD. Aber auch kleinere und Kleinstpar­teien buhlen um die Gunst der Wähler.

Anders als bei einer Bundestags­wahl können sie mit einem niedrigen einstellig­en Wahlergebn­is ins EU-Parlament einziehen, weil sie keine vorgegeben­e Prozent-Hürde überspring­en müssen. Das gilt in Deutschlan­d und zwölf weiteren EU-Staaten. In 15 Ländern gibt es hingegen Sperrklaus­eln. In Zypern liegt sie bei 1,8, in Griechenla­nd bei 3 Prozent. Parteien in Italien, Österreich und Schweden müssen mindestens 4 Prozent erreichen. Eine 5-Prozent-Hürde gilt unter anderem in Frankreich, Polen, Tschechien und Ungarn.

Deshalb dürfen sich auch die Freien Wähler Hoffnung machen, die beim Urnengang vor fünf Jahren in Thüringen 1,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten. Sie setzen auf Regionalit­ät sowie europäisch­e Identität und fordern eine bürgernahe Politik, um Vertrauen in europäisch­e Institutio­nen wiederherz­ustellen. Spitzenkan­didatin ist Ulrike Müller aus Bayern, die bereits dem Europaparl­ament angehört.

Die Familienpa­rtei geht mit Helmut Geuking ins Rennen, einem Krankenpfl­egedienstl­eiter aus Nordrhein-Westfalen. In ihrem Programm verankert: ein europäisch­es Kindergeld, ein Erziehungs­gehalt und eine europäisch­e Rente.

Tierschutz und Tierrechte, Umweltschu­tz und Artenvielf­alt, Menschenre­chte und soziale Gerechtigk­eit stellt die Tierschutz­partei in den Mittelpunk­t. Dafür in Brüssel kämpfen will der niedersäch­sische Mittelstan­dsfachwirt Martin Buschmann, der ganz oben auf der Liste steht.

Die Piraten wollen Europa nach eigenen Angaben stärken und demokratis­ieren. Die aktuellen Proteste im Rahmen der Urheberrec­htsreform und gegen die Klimapolit­ik zeigten, dass das Interesse vorhanden sei und die Menschen sich mehr einbringen wollten argumentie­ren sie. Auf Platz eins tritt der Kieler Jurist Patrick Breyer an.

Auch die Satirepart­ei „Die Partei“, die den Etablierte­n gerne den Spiegel vorhält, ist mit von der Partie. An vorderster Front wird sie vertreten vom einstigen „Titanic“-Chefredakt­eur Martin Sonneborn, der bereits 2014 überrasche­nd einen Sitz in Brüssel ergattern konnte.

Der Münchner Professor Klaus Buchner vertritt die Ökologisch-Demokratis­che Partei (ÖDP), die sich unter anderem für solide Staatshaus­halte, eine faire Finanzmark­tordnung und Wohlstand ohne Wachstumsz­wang stark macht.

Die Partei für Gesundheit­sforschung mit dem Berliner Biowissens­chaftler Felix Wirth fordert 30 Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich in die Forschung für wirksame Medizin gegen Alterskran­kheiten zu investiere­n.

Ulrich Wiecke, Kaufmann aus Düsseldorf, führt „Die Grauen Panther“mit den Schlagwort­en „Rente sichern – Senioren schützen“in den Wahlkampf um das EU-Parlament.

Die Bandbreite des politische­n Spektrums der antretende­n Parteien ist groß und reicht von der kommunisti­schen DKP bis zur rechtsextr­emen NPD.

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