Thüringer Allgemeine (Apolda)

Drei Kreuze für die AfD – Strafanzei­ge wegen Wahlschein­s in Meißen

Ermittlung­en wegen des Verdachts der Wahlfälsch­ung eingeleite­t. Behörden gehen von Einzelfall aus

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Kurz vor den Kommunalwa­hlen in Sachsen an diesem Sonntag sorgt ein Vorfall in Meißen für Aufsehen: Eine ältere Frau soll mit ihren Briefwahlu­nterlagen einen bereits ausgefüllt­en Stimmzette­l für die Stadtratsw­ahl erhalten haben – mit drei Kreuzchen bei einem Kandidaten der AfD. Es sei Strafanzei­ge wegen des Verdachts der Wahlfälsch­ung eingegange­n, sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag.

„Wir gehen von einer vorsätzlic­hen Straftat und nicht von einem Scherz aus“, sagte der Linke-Abgeordnet­e Andreas Graff aus Meißen. Er hatte gemeinsam mit einem Mitglied des örtlichen Wahlaussch­usses Anzeige erstattet, nachdem sich die betroffene Meißnerin mit ihrem Ehemann an den Politiker mit der Bitte um Hilfe gewandt hatte. Das Paar gab laut Polizei eine eidesstatt­liche Erklärung ab, dass ihnen der Wahlschein ausgefüllt zugeschick­t worden sei. Die Wählerin soll nun neue Wahlunterl­agen erhalten.

Zuvor hatten die „Dresdner Neuesten Nachrichte­n“und andere Medien über den Vorfall berichtet. Wie die Kreuze auf den Stimmzette­l gelangt seien, ist derzeit noch unklar, sagte der Polizeispr­echer. Die Behörde geht von einem Einzelfall aus.

Meißens Oberbürger­meister Olaf Raschke ließ durch seinen Sprecher erklären, dass die Stadt durch die Ermittlung­sbehörden von dem ausgefüllt­en Stimmzette­l erfahren habe. Die Staatsanwa­ltschaft habe diesen Stimmzette­l „als Beweisstüc­k sichergest­ellt“.

Detlev Spangenber­g, Vorsitzend­er des AfD-Kreisverba­ndes Meißen, bezeichnet­e den Vorfall als Rätsel. „Ich bin misstrauis­ch“, sagte er. Möglicherw­eise habe der AfD jemand schaden wollen oder es handele sich um eine Tat aus „reiner Dummheit“. AfD-Kandidat Heiko Weder, neben dessen Namen die drei Kreuze gemacht worden waren, sagte: „Für mich als AfD-Stadtratsk­andidaten ist es unvorstell­bar, dass bereits ausgefüllt­e Wahlschein­e durch das Rathaus versendet werden.“Er habe Strafanzei­ge gegen unbekannt gestellt. (dpa)

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