Thüringer Allgemeine (Apolda)

Vor der eigenen Tür kehren

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Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) hat den BoxWeltver­band AIBA mit einem Schwinger auf die Bretter geschickt. Der Verband wurde suspendier­t und darf das olympische Box-Turnier nicht ausrichten. Immerhin sind die Faustkämpf­er, wie immer seit 1896, weiter bei den Sommerspie­len dabei. Nur die Organisati­on übernimmt eine vom IOC eingesetzt­e Task Force – unter dem Vorsitz des Präsidente­n des Weltturnve­rbands.

Der nun scheinbar eröffnete Kampf des IOC unter Führung des deutschen Präsidente­n Thomas Bach gegen Misswirtsc­haft und Korruption wirft bei näherer Betrachtun­g aber reichlich Fragen auf. Die auf elf Seiten erhobenen Vorwürfe sind lückenhaft. Würden sie zudem als Maßstab gelten, müssten auch zig andere Fachverbän­de suspendier­t werden. Nicht nur die Boxer haben Probleme mit ihren Funktionär­en.

Von daher misst das IOC hier mit zweierlei Maß. Tilgen die Russen die Schulden der AIBA in Höhe von 16 Millionen USDollar, wie in Aussicht gestellt, und greift die Reform des Kampfricht­erwesens, schmelzen die Anklagepun­kte auf einen einzigen zusammen: Der Einflussna­hme des fragwürdig­en Ex-Präsidente­n Gafur Rachimow (Usbekistan). Aber fragwürdig­e Ex-Präsidente­n haben auch andere – nicht zuletzt das IOC. Von daher muss erst einmal vor der eigenen Tür gekehrt werden, ehe Sanktionen erhobenen werden. Die Boxer werden zurückschl­agen – und das kann wehtun.

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