Schuften für das Comeback
Thüringer Skilangläuferin Carl ordnet nach ihrer Knie-Operation alles der Heim-Weltmeisterschaft 2021 in Oberstdorf unter
Victoria Carl macht sich keinen Stress. „Ob ich zum Saisonstart dabei sein werde, kann ich noch nicht sagen. Ich werde erst wieder im Weltcup starten, wenn ich zu 100 Prozent fit bin“, sagt die beste Thüringer Skilangläuferin, die im März unmittelbar nach der nordischen Ski-WM in Seefeld am Knie operiert wurde. Nun schuftet die 23Jährige mit Schwimmen, Rennradfahren und Physiotherapie für das Comeback.
Die Sportsoldatin vom SC Motor Zella-Mehlis, die sich vor fünf Jahren in Oberhof sogar einmal beim damaligen FrauenBundestrainer Gerald Hönig als Biathletin ausprobierte, hat gerade die beste Saison ihrer Karriere erlebt. Carl glänzte bei den Titelkämpfen in Seefeld. Viermal ging sie an den Start und war bei der dritten WM-Teilnahme ihrer Karriere nie schlechter als Rang neun. „Ich habe mir nach der Saison die Rennen noch einmal angeschaut. Da hatte ich Gänsehaut“, sagt Carl, die mit der Staffel Rang vier belegte und ihre Leistung mit dem fünften Platz im Sprint krönte.
Eine Operation direkt nach der Weltmeisterschaft aber war unumgänglich. Bei hohen Belastungen schmerzte das linke Knie – trotz aller Erfolge. Nun wurde durch Mannschaftsarzt und Kniespezialist Peter Brucker eine Verknöcherung am Patellasehnenansatz entfernt. „Das Knie wird nicht mehr dick. Die Physiotherapeuten leisten eine sehr gute Arbeit“, sagt die Thüringer Langläuferin, die unter normalen Umständen noch zwei bis drei Monate benötigt, bis sie wieder komplett ins Training einsteigen kann.
Gleich nach der WM in Seefeld die Saison vorzeitig zu beenden, war mit Bedacht gewählt. „Damit hat Victoria alle Zeit, sich in Ruhe vorzubereiten“, sagt Andreas Schlütter, der sportliche Leiter der deutschen Langläufer. Ohnehin besteht kein Grund, um Druck auszuüben. Der bevorstehende Winter ohne internationalen Höhepunkt wie Olympia oder Weltmeisterschaft betrachtet Carl eher als Durchgangsstation: „Alles ist ausgerichtet auf die Heimweltmeisterschaft im Februar 2021 in Oberstdorf.“
Deshalb wird sie auch nicht unruhig, wenn gerade die Nationalmannschaft beim Lehrgang in Leipzig beim Paddeln mit dem Kajak die neue Saison einläutet. Nach Möglichkeit will die einstige Junioren-Weltmeisterin im Juni mit dem Lauftraining beginnen. Eine schnelle Rückkehr um jeden Preis aber wird es nicht geben. „Das bringt mir nichts. Wenn es nicht so läuft wie geplant, betrachte ich die kommenden Monate als Trainingsjahr“, sagt Carl.
An ihren langfristigen Zielen freilich hält sie fest. „Die Ergebnisse von Seefeld sind ein zusätzlicher Ansporn, im Weltcup vorn dabei sein zu können und bei der Heim-WM in Oberstdorf vielleicht um eine Medaille zu kämpfen“, sagt Carl.