„Wir werden Vollgas geben!“
Für Leipzigs Offensivverteidiger und Jungnationalspieler Lukas Klostermann ist der Ausgang des Pokalfinals völlig offen
RB Leipzig trifft am Samstagabend im DFB-Pokalendspiel auf den FC Bayern München. Im Berliner Olympiastadion wollen die Leipziger zu ihrem zehnjährigen Vereinsjubiläum den ersten nationalen Titel feiern. Für Lukas Klostermann (22) ist diese Jubiläumssaison der Leipziger auch persönlich eine besondere.
Lukas Klostermann, wie groß ist die Vorfreude auf das DFBPokal-Endspiel?
Die ist sehr groß. Jeder freut sich auf dieses Pokalfinale. Die Vorfreude spürt man in der gesamten Stadt und im Verein.
Sie sind seit wenigen Monaten auch Nationalspieler. Gibt es vor solch einem Spiel eigentlich Kontakt zu den Nationalspielern der Bayern? Schreibt man sich da mal bei WhatsApp und versucht vielleicht etwas zu sticheln?
Nein, bei mir ist das nicht der Fall. Jeder konzentriert sich hier auf seine eigenen Aufgaben und sein Team. Beide Mannschaften wollen den Pokal holen und nur darauf liegt der Fokus.
In der Bundesliga gab es gegen die Bayern ein 0:1 in München und ein 0:0 in Leipzig. Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für Samstagabend?
Ich glaube, dass die Bundesligaspiele schon gezeigt haben, dass das Pokalfinale ein offenes Spiel ist. Es gibt da keinen glasklaren Favoriten. Wir haben in den Bundesligaspielen bewiesen, dass wir mithalten können, wenn wir eine konzentrierte Leistung bringen. Wir freuen uns ganz besonders auf dieses eine Spiel. In 90 oder 120 Minuten ist alles möglich. Wir werden Vollgas geben am Samstag.
Wie bewerten Sie die Leipziger Bundesliga-Saison?
Wir haben eine gelungene Spielzeit hinter uns. Wir haben uns insbesondere in der Rückrunde noch einmal weiterentwickelt. In dieser Saison haben wir es geschafft, auch mal die knappen Spiele auf unsere Seite zu ziehen. Wir haben einige Begegnungen mit einem Tor Vorsprung gewonnen. Das hat uns im letzten Jahr vielleicht etwas gefehlt. Wir haben auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht.
Ist der nächste Schritt dann, näher an die Bayern heranzurücken oder Borussia Dortmund die Jäger-Rolle streitig zu machen?
Wir wollen zusehen, dass wir uns weiterentwickeln und den Fokus auf uns richten. Wir wollen uns nicht von anderen Vereinen abhängig machen oder uns mit den Klubs vergleichen. Es hat uns in den vergangenen Jahren immer ausgezeichnet, dass wir unseren eigenen Weg gegangen sind. Wir haben uns jetzt zum dritten Mal in Folge für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert und das im dritten Jahr in der Bundesliga. Wir sind sozusagen gemeinsam groß geworden. Das wollen wir in den nächsten Jahren fortführen.
Sie haben in diesem Jahr auch persönlich viel erreicht: Sie haben Ihr DFB-Elf-Debüt gegeben, sind mit Leipzig Dritter geworden und stehen nun im Pokalfinale. Ist das bislang Ihr bestes Jahr gewesen?
Das ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass das absolute HighlightJahr noch kommt. Aber klar: Das war schon eine sehr erfolgreiche Saison. Jetzt ist noch das Pokalfinale. Irgendwo schielt jeder Spieler auf einen Titel, und wir haben jetzt die Chance, den Pokal zu gewinnen. Dafür arbeitet man schließlich jeden Tag hart.
Sie sind jetzt fünf Jahre bei RB Leipzig. Davor waren Sie beim VfL Bochum. Kann man die beiden Klubs in irgendeiner Form vergleichen?
Ich weiß nicht, ob das so ein großer Unterschied ist. In beiden Vereinen wird professionell gearbeitet. Mit Sicherheit hatte Leipzig eine Starthilfe, die andere Klubs nicht hatten. Trotzdem braucht man vor allem ein gutes Konzept und einen klaren Weg, um im professionellen Fußball erfolgreich zu sein. Am Ende geht es darum, dass der Verein es schafft, die Spieler weiterzuentwickeln, von Spiel zu Spiel top vorbereitet und hoch motiviert ins nächste zu schicken. Das haben wir in Leipzig geschafft.
Bekommen Sie persönlich eigentlich noch Anfeindungen gegen RB Leipzig mit?
Für uns Spieler war das nie ein Thema und es ist ja auch generell schon seit zwei Jahren keins mehr. Bei Auswärtsspielen wird ja kein Verein mit offenen Armen empfangen. Das ist für jeden Profi Routine, das tut überhaupt nichts zur Sache. Davon abgesehen, erkennen die meisten Leuten inzwischen unser Auftreten und die Art, wie wir Fußball spielen, an.
Welche Rolle spielt Ralf Rangnick in der Erfolgsgeschichte von RB Leipzig?
Natürlich hat er diesen Verein geprägt. Er bringt sein fußballerisches Fachwissen immer mit ein. Man merkt auch, dass die Zusammenarbeit zwischen allen, die hier im Verein mitarbeiten, stimmt. Alle ziehen hier an einem Strang, um den Klub nach vorne zu bringen. Aber auch daran, dass sich jeder persönlich und individuell verbessert, hat Ralf Rangnick einen großen Anteil.
Nach dem Pokalfinale geht es für Sie Schlag auf Schlag weiter. Erst mit der A-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation, dann mit der U21 bei der Europameisterschaft. Haben Sie da nicht eher Lust auf Sonne und Strand?
Nein, ich nehme da als Fußballer gern alles mit. Aber natürlich muss man da schon aufpassen, dass von der Belastungssteuerung alles passt. Ich habe da mit Blick auf meinen Kreuzbandriss schon meine Erfahrungen gemacht. Da bin ich lange ausgefallen. Als Fußballer möchte man aber jede Chance ergreifen und immer spielen. Ich spiele unheimlich gerne für die Nationalmannschaft. Ich würde die Spiele dem Strand immer vorziehen.