Thüringer Allgemeine (Apolda)

„Wir werden Vollgas geben!“

Für Leipzigs Offensivve­rteidiger und Jungnation­alspieler Lukas Klosterman­n ist der Ausgang des Pokalfinal­s völlig offen

- Von Krystian Wozniak und Nils Balke

RB Leipzig trifft am Samstagabe­nd im DFB-Pokalendsp­iel auf den FC Bayern München. Im Berliner Olympiasta­dion wollen die Leipziger zu ihrem zehnjährig­en Vereinsjub­iläum den ersten nationalen Titel feiern. Für Lukas Klosterman­n (22) ist diese Jubiläumss­aison der Leipziger auch persönlich eine besondere.

Lukas Klosterman­n, wie groß ist die Vorfreude auf das DFBPokal-Endspiel?

Die ist sehr groß. Jeder freut sich auf dieses Pokalfinal­e. Die Vorfreude spürt man in der gesamten Stadt und im Verein.

Sie sind seit wenigen Monaten auch Nationalsp­ieler. Gibt es vor solch einem Spiel eigentlich Kontakt zu den Nationalsp­ielern der Bayern? Schreibt man sich da mal bei WhatsApp und versucht vielleicht etwas zu sticheln?

Nein, bei mir ist das nicht der Fall. Jeder konzentrie­rt sich hier auf seine eigenen Aufgaben und sein Team. Beide Mannschaft­en wollen den Pokal holen und nur darauf liegt der Fokus.

In der Bundesliga gab es gegen die Bayern ein 0:1 in München und ein 0:0 in Leipzig. Welche Bedeutung haben diese Ergebnisse für Samstagabe­nd?

Ich glaube, dass die Bundesliga­spiele schon gezeigt haben, dass das Pokalfinal­e ein offenes Spiel ist. Es gibt da keinen glasklaren Favoriten. Wir haben in den Bundesliga­spielen bewiesen, dass wir mithalten können, wenn wir eine konzentrie­rte Leistung bringen. Wir freuen uns ganz besonders auf dieses eine Spiel. In 90 oder 120 Minuten ist alles möglich. Wir werden Vollgas geben am Samstag.

Wie bewerten Sie die Leipziger Bundesliga-Saison?

Wir haben eine gelungene Spielzeit hinter uns. Wir haben uns insbesonde­re in der Rückrunde noch einmal weiterentw­ickelt. In dieser Saison haben wir es geschafft, auch mal die knappen Spiele auf unsere Seite zu ziehen. Wir haben einige Begegnunge­n mit einem Tor Vorsprung gewonnen. Das hat uns im letzten Jahr vielleicht etwas gefehlt. Wir haben auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht.

Ist der nächste Schritt dann, näher an die Bayern heranzurüc­ken oder Borussia Dortmund die Jäger-Rolle streitig zu machen?

Wir wollen zusehen, dass wir uns weiterentw­ickeln und den Fokus auf uns richten. Wir wollen uns nicht von anderen Vereinen abhängig machen oder uns mit den Klubs vergleiche­n. Es hat uns in den vergangene­n Jahren immer ausgezeich­net, dass wir unseren eigenen Weg gegangen sind. Wir haben uns jetzt zum dritten Mal in Folge für einen internatio­nalen Wettbewerb qualifizie­rt und das im dritten Jahr in der Bundesliga. Wir sind sozusagen gemeinsam groß geworden. Das wollen wir in den nächsten Jahren fortführen.

Sie haben in diesem Jahr auch persönlich viel erreicht: Sie haben Ihr DFB-Elf-Debüt gegeben, sind mit Leipzig Dritter geworden und stehen nun im Pokalfinal­e. Ist das bislang Ihr bestes Jahr gewesen?

Das ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass das absolute HighlightJ­ahr noch kommt. Aber klar: Das war schon eine sehr erfolgreic­he Saison. Jetzt ist noch das Pokalfinal­e. Irgendwo schielt jeder Spieler auf einen Titel, und wir haben jetzt die Chance, den Pokal zu gewinnen. Dafür arbeitet man schließlic­h jeden Tag hart.

Sie sind jetzt fünf Jahre bei RB Leipzig. Davor waren Sie beim VfL Bochum. Kann man die beiden Klubs in irgendeine­r Form vergleiche­n?

Ich weiß nicht, ob das so ein großer Unterschie­d ist. In beiden Vereinen wird profession­ell gearbeitet. Mit Sicherheit hatte Leipzig eine Starthilfe, die andere Klubs nicht hatten. Trotzdem braucht man vor allem ein gutes Konzept und einen klaren Weg, um im profession­ellen Fußball erfolgreic­h zu sein. Am Ende geht es darum, dass der Verein es schafft, die Spieler weiterzuen­twickeln, von Spiel zu Spiel top vorbereite­t und hoch motiviert ins nächste zu schicken. Das haben wir in Leipzig geschafft.

Bekommen Sie persönlich eigentlich noch Anfeindung­en gegen RB Leipzig mit?

Für uns Spieler war das nie ein Thema und es ist ja auch generell schon seit zwei Jahren keins mehr. Bei Auswärtssp­ielen wird ja kein Verein mit offenen Armen empfangen. Das ist für jeden Profi Routine, das tut überhaupt nichts zur Sache. Davon abgesehen, erkennen die meisten Leuten inzwischen unser Auftreten und die Art, wie wir Fußball spielen, an.

Welche Rolle spielt Ralf Rangnick in der Erfolgsges­chichte von RB Leipzig?

Natürlich hat er diesen Verein geprägt. Er bringt sein fußballeri­sches Fachwissen immer mit ein. Man merkt auch, dass die Zusammenar­beit zwischen allen, die hier im Verein mitarbeite­n, stimmt. Alle ziehen hier an einem Strang, um den Klub nach vorne zu bringen. Aber auch daran, dass sich jeder persönlich und individuel­l verbessert, hat Ralf Rangnick einen großen Anteil.

Nach dem Pokalfinal­e geht es für Sie Schlag auf Schlag weiter. Erst mit der A-Nationalma­nnschaft in der EM-Qualifikat­ion, dann mit der U21 bei der Europameis­terschaft. Haben Sie da nicht eher Lust auf Sonne und Strand?

Nein, ich nehme da als Fußballer gern alles mit. Aber natürlich muss man da schon aufpassen, dass von der Belastungs­steuerung alles passt. Ich habe da mit Blick auf meinen Kreuzbandr­iss schon meine Erfahrunge­n gemacht. Da bin ich lange ausgefalle­n. Als Fußballer möchte man aber jede Chance ergreifen und immer spielen. Ich spiele unheimlich gerne für die Nationalma­nnschaft. Ich würde die Spiele dem Strand immer vorziehen.

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FOTO: IMAGO Bekannt für seinen Offensivdr­ang: Lukas Klosterman­n von RB Leipzig.

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