Prinz will Schloss zurück
Wem gehört die malerische Burg Rheinfels? Der Chef des Hauses Hohenzollern streitet um den früheren Familienbesitz
Mächtig thront Burg Rheinfels am Ufer des Stroms gegenüber der Loreley. Ihre Entstehung reicht bis ins Jahr 1245 zurück. Die Festung, die heute zum Großteil eine Ruine ist und Unesco-Welterbe, trotzt Jahrhunderten deutscher Geschichte. Jetzt wird wieder einmal um sie gekämpft: Ein Prinz will sich die Burg zurückerobern. Georg Friedrich Prinz von Preußen ist Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., Chef des Hauses Hohenzollern und er behauptet: Die Burg gehört mir. Denn die Burg kam im 19. Jahrhundert in Familienbesitz, gehört aber seit 1924 der Gemeinde St. Goar. Seine Klage ist gestern vor dem Landgericht Koblenz verhandelt worden, er ließ sich von seinem Anwalt vertreten.
„Die Folgen für unsere Stadt wären dramatisch“, sagt Thomas Bungert (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel, als unsere Redaktion ihn auf seinem Weg zum Gericht am Telefon erreicht. „Unsere finanzielle Situation ist nicht gut, und wir nehmen im Jahr etwa 200.000 Euro durch Besucher der Burg ein.“
Hinzu kommen noch rund 71.000 Euro Pacht von Unternehmer Gerd Ripp. Der betreibt in einem Teil der Burg das Romantik Hotel Schloss Rheinfels. „Herr Ripp hat seit den 90erJahren viel Geld, Arbeit und Herzblut in sein Hotel gesteckt und es zu einem Haus mit internationalem Ansehen aufgebaut“, so Bürgermeister Bungert. 24.000 Gäste hat das Hotel im Jahr. Genau auf diesen Pachtvertrag stützt sich die Argumentation des Preußen-Prinzen in seiner Klage. Als die Gemeinde die Burg übernahm, war eine Auflage, dass sie nicht verkauft würde. Der Pachtvertrag komme aber einem Verkauf gleich. Der 42-jährige Hohenzollern-Chef beruft sich auf eine Klausel im Grundbuch, die in solchen Fällen eine Rückführung an den Alteigentümer ermögliche.
„Wo waren denn die Prinzen, als die Burg vor sich hinbröckelte?“, setzt Bungert dagegen. „Wir haben Millionen in die Restaurierung investiert.“Einwohner hätten dabei mitgeholfen, Steine geschleppt. Hier wolle jemand ernten, was er nicht gesät habe. Vor Gericht spricht Stadtbürgermeister Horst Vogt (CDU) sogar von einem „kleinen Beutezug“. Und nicht nur des Geldes wegen hält die Stadt einen Übergang in Privateigentum für undenkbar. „Die Burg ist das Herzstück unserer Gemeinde“, so Bungert. „Hier feiern wir Schützenfeste und die Ritterspiele.“2029 soll auf Rheinfels sogar die Bundesgartenschau stattfinden.
Bürgermeister Bungert jedenfalls kann sich nicht vorstellen, wie eine Einigung mit dem Prinzen aussehen soll: „Wir richten uns auf einen langen Kampf bis zum Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein.“