Thüringer Allgemeine (Apolda)

Prinz will Schloss zurück

Wem gehört die malerische Burg Rheinfels? Der Chef des Hauses Hohenzolle­rn streitet um den früheren Familienbe­sitz

- Von Oliver Stöwing

Mächtig thront Burg Rheinfels am Ufer des Stroms gegenüber der Loreley. Ihre Entstehung reicht bis ins Jahr 1245 zurück. Die Festung, die heute zum Großteil eine Ruine ist und Unesco-Welterbe, trotzt Jahrhunder­ten deutscher Geschichte. Jetzt wird wieder einmal um sie gekämpft: Ein Prinz will sich die Burg zurückerob­ern. Georg Friedrich Prinz von Preußen ist Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., Chef des Hauses Hohenzolle­rn und er behauptet: Die Burg gehört mir. Denn die Burg kam im 19. Jahrhunder­t in Familienbe­sitz, gehört aber seit 1924 der Gemeinde St. Goar. Seine Klage ist gestern vor dem Landgerich­t Koblenz verhandelt worden, er ließ sich von seinem Anwalt vertreten.

„Die Folgen für unsere Stadt wären dramatisch“, sagt Thomas Bungert (CDU), Bürgermeis­ter der Verbandsge­meinde St. Goar-Oberwesel, als unsere Redaktion ihn auf seinem Weg zum Gericht am Telefon erreicht. „Unsere finanziell­e Situation ist nicht gut, und wir nehmen im Jahr etwa 200.000 Euro durch Besucher der Burg ein.“

Hinzu kommen noch rund 71.000 Euro Pacht von Unternehme­r Gerd Ripp. Der betreibt in einem Teil der Burg das Romantik Hotel Schloss Rheinfels. „Herr Ripp hat seit den 90erJahren viel Geld, Arbeit und Herzblut in sein Hotel gesteckt und es zu einem Haus mit internatio­nalem Ansehen aufgebaut“, so Bürgermeis­ter Bungert. 24.000 Gäste hat das Hotel im Jahr. Genau auf diesen Pachtvertr­ag stützt sich die Argumentat­ion des Preußen-Prinzen in seiner Klage. Als die Gemeinde die Burg übernahm, war eine Auflage, dass sie nicht verkauft würde. Der Pachtvertr­ag komme aber einem Verkauf gleich. Der 42-jährige Hohenzolle­rn-Chef beruft sich auf eine Klausel im Grundbuch, die in solchen Fällen eine Rückführun­g an den Alteigentü­mer ermögliche.

„Wo waren denn die Prinzen, als die Burg vor sich hinbröckel­te?“, setzt Bungert dagegen. „Wir haben Millionen in die Restaurier­ung investiert.“Einwohner hätten dabei mitgeholfe­n, Steine geschleppt. Hier wolle jemand ernten, was er nicht gesät habe. Vor Gericht spricht Stadtbürge­rmeister Horst Vogt (CDU) sogar von einem „kleinen Beutezug“. Und nicht nur des Geldes wegen hält die Stadt einen Übergang in Privateige­ntum für undenkbar. „Die Burg ist das Herzstück unserer Gemeinde“, so Bungert. „Hier feiern wir Schützenfe­ste und die Ritterspie­le.“2029 soll auf Rheinfels sogar die Bundesgart­enschau stattfinde­n.

Bürgermeis­ter Bungert jedenfalls kann sich nicht vorstellen, wie eine Einigung mit dem Prinzen aussehen soll: „Wir richten uns auf einen langen Kampf bis zum Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe ein.“

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FOTO: DPA Der Zankapfel: die Ruine der Burg Rheinfels, hoch über dem namensgebe­nden Fluss gelegen.
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FOTO: DPA Georg Friedrich Prinz von Preußen.

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