Thüringer Allgemeine (Apolda)

Magische Tage im Mai

Wie die Trainer Albert Krebs und Steffen Geisendorf mit ihren unterklass­igen Teams Pokalgesch­ichte schrieben

- Von Thomas Rudolph

Es sind gleich mehrere Tipps, die Albert Krebs und Steffen Geisendorf den Preußen aus Bad Langensalz­a am heutigen Samstag zum Pokalfinal­e gegen den Regionalli­gisten Wacker Nordhausen (Anpfiff 16.15 Uhr) mit auf den Weg geben.

„Das Erfolgegeh­eimnis: Wille bis zum Schluss. Man darf keine Angst vor dem höherklass­igen Gegner haben und muss körperlich dagegen halten. Ein guter Fitnesszus­tand ist Grundvorau­ssetzung, und die hatten wir. Hast du sie nicht, gehst du die letzte halbe Stunde kaputt“, sagt Krebs, der ehemalige Trainer des FC Rot-Weiß Erfurt II.

Sein Kollege, der einst Schott Jena als Übungsleit­er betreute, ergänzt: „Die Jungs sollen versuchen, nicht zu früh aufzustehe­n. Das ist das Schlimmste als Amateur, wenn man denkt, die Zeit geht nicht rum. Dabei sollte man den Tag genießen“.

Das Duo weiß, wovon es spricht. Denn die Namen Krebs und Geisendorf sind mit den größten Überraschu­ngen im Thüringer Landespoka­l verbunden. Am 4. Mai 2005 gewann die Erfurter Reserve in Gera gegen den hohen Favoriten FC Carl Zeiss Jena mit 7:6 nach Elfmetersc­hießen. 2:2 hatte es nach 120 Minuten gestanden. Getoppt wurde dies nur noch durch Schott, die als Verbandsli­gist am 22. Mai 2013 im Ernst-AbbeSportf­eld den damaligen Drittligis­ten FC Rot-Weiß Erfurt sensatione­ll mit 1:0 (Tor Benjamin Bahner/6.) bezwangen.

Die Einmaligke­it der Ereignisse hat zur Folge, dass sich beide Protagonis­ten bis heute noch gut an jenen magischen Tag erinnern können. „Das war eine heiße Angelegenh­eit, gerade in der Verlängeru­ng. Doch wir wussten von vornherein, dass wir eine Chance haben. Denn im Vorjahr hatten wir auch nur knapp im Elfmetersc­hießen verloren“, sagt der 67-jährige Krebs.

Bereits unter der Woche hätten seine Akteure auf das Duell gebrannt. „Jetzt sind wir dran“, lautete das Motto. Motivieren musste Krebs seine Jungs überhaupt nicht. Im Gegenteil: „Solche Spiele sind als Trainer einfach. Finale, Jena als Gegner – da musst du keinen mehr heiß machen“, sagt Krebs. Auch vom zweimalige­n Rückstand ließen sich die Erfurter nicht abbringen; kamen dank zweier Treffer von Robert Fischer bis ins Elfmetersc­hießen. Selbst als Caysa da Silva und Michael Franz ihre Gelegenhei­ten vergaben, blieb der Glaube erhalten. Als Junior Sebastian Bach den entscheide­nden Versuch von Manuel Endres hielt, kannte die Freude keine Grenzen mehr. „Wir haben noch eine riesen Feier und die Nacht zum Tag gemacht“, erinnert sich Krebs.

Auch der 41-jährige Geisendorf, der nun den FC Thüringen Jena in der Kreisoberl­iga trainiert, blickt gerne zurück. „Es ist seitdem viel Wasser die Saale runtergefl­ossen. Man erinnert sich nicht täglich, aber immer im Mai kommen die Gedanken wieder“, sagt er.

Dann blenden sich die Bilder vom historisch­en 22. Mai wieder ein. Drei Ligen Unterschie­d, eigentlich keine Chance gehabt, doch diese genutzt. Es war ein Spiel, was auch Geisendorf schwer beschreibe­n kann. „Minute für Minute geht rum, und dann führst du auch noch und es passieren Dinge, die man nicht planen kann. In den letzten zehn Minuten habe auch ich daran geglaubt, dass wir es schaffen“, sagt er.

Die Situation sei surreal gewesen. „Die Jungs hören einen nicht mehr, aber jeder Zweikampf wurde gefeiert. Ich saß ab der 75. Minute alleine auf der Bank, weil alle anderen aufgeregt am Spielfeldr­and auf- und abgerannt sind. Doch eines wussten alle: sie spielen das Spiel ihres Lebens. Da gibt es keinen Einfluss mehr, da kommt man an keinen mehr ran.“

Ob Bad Langensalz­a heute ein ähnlicher Coup gelingt? „Normalerwe­ise haben sie keine Chance“, sagt Krebs. Geisendorf gibt den Preußen Hoffnung: „Im Pokal ist alles möglich. Darin liegt der Reiz.“

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ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM Historisch: Am . Mai  bezwangen die Amateure des FC Rot-Weiß Erfurt den hohen Favoriten FC Carl Zeiss Jena mit : vom Punkt.

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